TUM-Studie untermauert Bio-Ausbauziel

Die ökologische Landwirtschaft entlastet die Umwelt und erspart der Gesellschaft dadurch hohe Kosten.
 

Das zeigt eine aktuelle Studie der TU München und beziffert die Kosteneinsparungen aufgrund geringerer Stickstoff- und Treibhausgasemissionen im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft auf 750 bis 800 Euro pro Hektar und Jahr. Für die in Deutschland aktuell ökologisch bewirtschaftete Fläche ergibt sich damit bereits jetzt ein eingesparter Betrag in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. Mit dem von der Bundesregierung angestrebten Ziel von 30 Prozent Ökolandbau würden Kosten in Höhe von jährlich vier Milliarden Euro vermieden.

Laut der Studie halbieren sich nicht nur die flächenbezogenen Treibhausgasemissionen im ökologischen Pflanzenbau. Durch den Verzicht auf Mineraldüngerstickstoff und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel benötigt der Ökolandbau auch gerade einmal die Hälfte des Energieeinsatzes im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft. Dadurch ergeben sich geringere CO2-Emissionen und eine deutlich verminderte Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.

Hubert Heigl, Vorsitzender der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e.V. (LVÖ) sagt:

„Wer die Umwelt belastet, verursacht Kosten, die letztlich die gesamte Gesellschaft aufbringen muss. Wer die Umwelt entlastet, erspart der Gesellschaft diese Kosten. Mit den beeindruckenden Zahlen aus der neuen Studie der TU München wird deutlicher denn je: Der Umbau der Landwirtschaft hin zum ökologischen Landbau ist auch eine ökonomische Notwendigkeit.

Wir wissen aus dem Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft, dass die durch die Landwirtschaft verursachten Umweltschäden allein in Deutschland 90 Milliarden Euro betragen. Hier geht es um ein gewaltiges Marktversagen – denn diese Kosten sind in den Produkten nicht eingepreist. 

Der Ökolandbau steht hier mit seinen umfassenden Lösungsansätzen bereit. Wir brauchen das, was der Ökolandbau nachhaltig fördert: Artenvielfalt, fruchtbare Böden, sauberes Wasser, Klimaschutz. Und wir müssen vernünftig und umfassend rechnen: Die in der Studie der TUM aufgezeigten Kosteneinsparungen machen klar, dass sich jeder Euro auch monetär lohnt, den wir für die möglichst schnelle Erreichung des 30-Prozent-Ziels einsetzen.“

Die Studie zu „Umwelt- und Klimawirkungen des ökologischen Landbaus“ wurde an der TU München am Lehrstuhl für Ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme unter der Leitung von Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen erstellt. Die Studie basiert auf Untersuchungsergebnissen im deutschlandweiten Netzwerk von Pilotbetrieben und Ergebnissen aus Dauerfeldexperimenten. Untersucht wurden:

  • Stickstoffkreislauf

  • Stickstoffemissionen 

  • Energiebilanz

  • Energieeffizienz

  • Humusbilanz

  • Bodenkohlenstoffbindung

  • Treibhausgasbilanz

  • Klimawirkungen

Die Treibhausgas- und Stickstoffemissionen wurden mit mittleren Umweltkosten bewertet und so eine Kostendifferenz zum konventionellen Landbau berechnet.

Fazit der Studie:Je schneller die Umstellung auf ökologischen Landbau erfolgt und je größer die Öko-Anbaufläche ist, umso größer ist die Umweltentlastung und Kosteneinsparung für die Gesellschaft“.

Eine Kurzfassung der Studie findet Ihr hier zum Download.

Eine Wurmkiste bauen – Teil 1: Die Würmer

Unser Team-Mitglied Sahar fragt sich schon seit Längerem, wie sie in ihrem Haushalt kompostieren kann, um den Bioabfall selbst wieder in den Kreislauf einzubringen. Aus der Beantwortung dieser Frage machen wir in den nächsten Woche eine kleine Serie.
 

Bei ihren Recherchen stößt sie immer wieder auf Wurmkisten und Bokashi. Sie fühlt sich mehr zu den Würmern hingezogen, vielleicht weil es ihr natürlicher vorkommt. Vor einiger Zeit setzte sie dann ihre Idee in die Tat um, doch alle Würmer starben. Was also tun, damit sich das Wurm-Debakel nicht wiederholt? Wer sind diese kleinen Tierchen und was brauchen sie, damit sie sich in der Wurmkiste wohlfühlen?

In der Wurmkiste leben Kompostwürmer  und produzieren Wurmkompost, genauer gesagt: Wurmkot. Dieser enthält bis zu siebenmal mehr Nährstoffe als Gartenerde und ist ein wertvoller Biodünger. Kompostwürmer sind Regenwürmer, die sich auf das Fressen von organischem Material spezialisiert haben und sich sehr schnell vermehren. Denn Regenwurm ist nicht gleich Regenwurm. In Deutschland leben 46 Arten. Am häufigsten vertreten sind der Tau- und der Kompostwurm. Der Tauwurm wird zwischen neun und dreißig Zentimeter lang. Der Kompostwurm ist etwas kleiner: sechs bis dreizehn Zentimeter.

Es gibt drei Wurmarten, die am häufigsten in unseren Komposthaufen anzutreffen sind und am liebsten in Wurmkisten gehalten werden, um möglichst schnell und effektiv Pflanzenabfälle zu verwerten. Eisenia Fetida (Foetida), Eisenia Andrei, Eisenia Hortensis (Dendrobena). Jede Art, hat ihre Vor- und Nachteile. Während Fetida und Andrei lieber einen höheren Anteil von frischem Bio-Müll als Futter mögen, so bevorzugt Eisenia Hortensis einen sehr hohen Anteil an „braunem Material“ (= Zuchterde, Karton, Papier,…).

Im Grunde genommen sind Würmer Vegetarier, die alles fressen, was einmal Pflanze war und jetzt tot ist. Würmer fressen keine lebenden Pflanzenteile. Wie auch beim Menschen, ist eine abwechslungsreiche Ernährung sehr wichtig. Bei der Kompostierung von Bioabfällen mit Kompostwürmern, sollte man zwingend zwischen zwei verschiedenen Futter-Arten unterscheiden:

  • Stickstoffhaltiges Futter:
    Normale Grün-Abfälle und Bio-Müll sind sehr reich an Stickstoff. Dieses Futter sollte maximal zwei Drittel des Futters ausmachen. Regenwürmer können in diesem Futter nicht leben und keine Kokons ablegen, sie können es nur fressen und zu Wurmhumus verarbeiten. Es ist also so ein bisschen wie „die Küche im Wurm-Haus“.

  • Kohlenstoffhaltiges Futter:
    Kokosfaser, reifer Kompost, ungedüngte Graberde, Papier- und Kartonschnipsel, sowie Heu, Stroh und Pferdemist, können als Kohlenstoff-Futter dienen. Die Würmer benötigen einen gewissen Anteil, um gesund leben und schnell und gut arbeiten zu können. Die Empfehlung ist mindestens ein Drittel des Futterangebots mit Kohlenstoff reichem Futter zu decken. Gleichzeitig dient es als Rückzugsort, Brutstätte und zur Auflockerung des Substrates, samt Einschluss von Sauerstoff, welchen die Würmer zum Atmen benötigen.

Unter optimalen Umständen kann ein Kompostwurm ca. die Hälfte seines Körpergewichts pro Tag an Bio-Müll verwerten. Daher sollte in der Wurmkiste immer eine ca. 10 cm hohe Schicht an Futter beibehalte werden. Weniger ist kein Problem, zu viel hingegen schon, denn dann entstehen anaerobe Bedingungen (es kommt nicht genug Sauerstoff hinzu) und das Ganze beginnt zu faulen. Durch vorheriges Zerkleinern des Futters wird die Oberfläche vergrößert und bietet somit mehr „Angriffsfläche“ für die Mikroorganismen und die Kompostwürmer, die Kompostierung wird erheblich beschleunigt. Damit die zahnlosen Würmer fressen können, müssen nämlich zuerst Bakterien und Pilze die Zerkleinerungsarbeit erledigen. Aber davon mehr in unserem nächsten Beitrag.

Mehr über den Wunder-Wurm erfährst du hier.

„Pestizidtirol“ – Auswertung der Daten von Apfelbau-Betrieben aus dem Vinschgau

Wie hoch der ökologische Preis für makellose Äpfel ist, zeigt die Auswertung der Spritzhefte, die im Südtiroler Pestizidprozess gegen(!) das Umweltinstitut sichergestellt wurden. 

Aktenordner mit Betriebsheften

© Jörg Farys

Im intensiven Apfelanbau kommen für Umwelt und Gesundheit hochproblematische Pestizide in teils hoher Frequenz und Kombination zum Einsatz. Das zeigen konkrete Daten von 681 Apfelanbaubetrieben aus der Region Vinschgau aus dem Jahr 2017, die – unser Kartoffelkombinat-Mitglied – das Umweltinstitut München e.V. im Rahmen des Südtiroler Pestizidprozesses erhalten und ausgewertet haben. 

Fabian Holzheid, politischer Geschäftsführer des Umweltinstituts, hat sich die Zeit genommen, unsere Fragen zu beantworten.

KK: Was hat Euch bei der Auswertung am meisten überrascht?

FH: Uns war aus vergangenen Messprojekten und Recherchen schon bewusst, dass es in der Region ein massives Problem mit Pestiziden gibt. Aber dass es eine über sieben Monate andauernde, tägliche Belastung mit teilweise hochproblematischen Stoffen gibt, das hat uns doch alarmiert. Und dass bis zu neun Wirkstoffe als Cocktail an einem Tag in der gleichen Plantage landen, macht die Sache sicher nicht besser.

KK: Könnt Ihr einschätzen, ob sich die Ergebnisse auch auf andere Regionen und/oder Obstkulturen übertragen lassen?

FH: Unsere Ergebnisse werfen ein sehr intensives Schlaglicht auf ein intensiv bewirtschaftetes Obstbaugebiet. Wir haben aufgrund der mangelnden Datentransparenz über Pestizideinsätze aber bisher keine Vergleichsdaten aus anderen Regionen und Kulturen. Da tut sich inzwischen aber etwas: Der NABU und das Umweltinstitut haben in Deutschland im letzten Jahr jeweils Gerichtsverfahren gewonnen, in denen wir in Baden-Württemberg beziehungsweise Brandenburg auf die Herausgabe solcher Daten klagten. Jetzt gibt es Präzedenzurteile, so dass die Wissenschaft hoffentlich bald detaillierte Erkenntnisse über die Auswirkungen der realen Pestizideinsätze liefern kann.

KK: Was fordert Ihr jetzt von der Politik? 

FH: In Südtirol muss die Politik jetzt erst einmal die gefährlichsten Pestizide aus dem Verkehr ziehen. Und Herbizide, also Unkrautvernichter, braucht es im Obstbau eigentlich gar nicht, da ließe sich mit einem Verzicht zugunsten mechanischer Verfahren viel Gift einsparen. Aber wir müssen die großen Räder drehen: Die EU haben wir gerade mit der Europäischen Bürgerinitiative „Save bees and farmers“ zu einem Komplettverbot chemisch-synthetischer Pestizide bis allerspätestens 2035 aufgefordert. Wichtig ist auch, dass wir die EU-Agrarsubventionen so ausrichten, dass sich naturverträgliches Wirtschaften lohnt.

KK: Worauf sollte man beim Einkauf achten, reicht es, einfach Bio zu kaufen?

FH: Generell gilt: Je höher die Standards, desto besser. Bio ist in der Regel besser als konventionelle Ware, und Verbandsware hat oft noch strengere Anforderungen als Ware mit dem EU-Biosiegel. Wir müssen aber davon wegkommen, die Verantwortung immer auf die Verbraucherinnen und Verbraucher zu schieben. Es sollte im Handel gar keine Lebensmittel zu kaufen geben, deren Preis die Zerstörung der Ökosysteme unseres Planeten ist. Wir blicken natürlich mit großer Sympathie auf Projekte der solidarischen Landwirtschaft, die regional und gemeinwohlorientiert arbeiten und den Wandel so schon vorleben.

KK: Ihr habt ja nicht nur Auswertungen gemacht, sondern wurdet von 1.376 Erzeugern in Südtirol verklagt. Der Prozess hat das Umweltinstitut hunderttausende Euro gekostet. Habt Ihr einen Paypal-Account für Schützenhilfe?

FH: Ohne die Solidarität tausender Menschen hätten wir diesen Prozess nicht durchgestanden und schon gar nicht gewonnen. Der Landesrat Arnold Schuler, der uns angezeigt hat, hat nach der Veröffentlichung der Pestiziddaten angekündigt, auf rechtliche Schritte zu verzichten, weil das erfahrungsgemäß „die Probleme noch verstärkt“. Das ist doch ein ganz wunderbarer Lernerfolg für den Landesrat.

Wer uns unterstützen möchte, kann das hier www.paypal.me/umweltinstitut oder hier www.umweltinstitut.org/unterstuetzen/online-spenden/ tun.


Ein erstes Fazit
Der Preis, den die Menschen und die Umwelt im Vinschgau für die Massenproduktion von Äpfeln zahlen, ist (zu) hoch. Denn der kontinuierliche Einsatz von Pestiziden in den Apfelplantagen schädigt die Artenvielfalt und gefährdet die Gesundheit von Anwohner*innen und Urlaubsgästen, und nicht zuletzt die der Obstbauer*innen selbst. In seinem Bericht gibt das Umweltinstitut deshalb auch Empfehlungen, was sich in der Landwirtschaft in Südtirol, aber auch in Europa insgesamt tun muss, damit sie sich endlich aus der Abhängigkeit von Ackergiften befreien kann.

Den gesamten Bericht findet Ihr hier.

Auch der BR und die Süddeutsche Zeitung haben die Aufarbeitung der Auswertung veröffentlicht und unter anderem in einem Beitrag für „Kontrovers“ thematisiert.

Kritischer Agrarbericht 2023

Mit der internationalen grünen Woche startete letzten Donnerstag in Berlin die weltgrößte Messe der Agrar- und Ernährungswirtschaft.

Sie wurde begleitet, von der großen „Wir haben es satt“ Demo bei der ca. 10.000 Menschen am Samstag für die sozial gerechte Agrarwende auf die Straße gingen. Nicht so öffentlichkeitswirksam, aber quasi schon eine Institution, ist die Vorstellung des Kritischen Agrarberichts, bei der Frieder Thomas der Geschäftsführer des Agrar Bündnisses sagte:

„Klima, Corona, Krieg, Welthunger, Artensterben: Die Landwirtschaft und das gesamte Ernährungssystem müssen nicht nur nachhaltiger werden, sondern auch resilienter, krisenfester. Agrarindustrielle Methoden mit ihren ökologischen Kollateralschäden, der hohen Abhängigkeit von fossilen Energien und globalen Lieferketten sind dabei eher ein Problem als Teil der Lösung. Gebraucht werden neue Strukturen – dezentral, regional, vielfältig –, aber auch das Wissen um nachhaltige Produktionsmethoden. Beides muss politisch unterstützt werden. Die notwendigen Veränderungen können jedoch nur gelingen, wenn das Ganze durch eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten mitgetragen wird und zugleich Einkommensperspektiven für die bäuerliche Landwirtschaft geschaffen werden.“

Der kritische Agrarbericht dokumentiert jährlich die Vielfalt der politischen Debatte zu Landwirtschaft und Ernährung. Er formuliert fundierte Kritik am derzeitigen Agrarsystem, benennt aber auch Konzepte, Ideen und gelungene Praxisbeispiele, wie es anders gehen könnte.

Einen besonderen Schwerpunkt legt der Bericht diesmal auf das Thema Landwirtschaft & Ernährung für eine Welt im Umbruch, dem 29 der insgesamt 46 Beiträge gewidmet sind. Der Titel deutet bereits an, dass die Probleme der Zukunft nur durch ein stärkeres Ineinandergreifen von Agrar- und Ernährungswende zu meistern sind.

Damit wären auch die beiden Pole genannt, um die die Texte des diesjährigen Schwerpunkts kreisen: Auf der einen Seite die Frage, wie wir die Agrar-und Ernährungssysteme krisenfester gestalten können; auf der anderen Seite, wie sie transformativ den notwendigen gesellschaftlichen Wandel mitgestalten können. Resilienz durch Transformation könnte die abstrakte Losung sein.

Herausgeber und Autor*innen des Kritischen Agrarberichts haben sich auch in diesem Jahr vorgenommen, diesen gesamtgesellschaftlichen Umgestaltungsprozess mit ihren Beiträgen konstruktiv-kritisch zu begleiten: Hintergründe und oftmals verdeckte Zusammenhänge zu analysieren, gedankliche Impulse zu geben, Geschichten des Gelingens zu erzählen und Mut zu machen. Aber auch Forderungen an die Politik zu richten. So finden sich auch in diesem Kritischen Agrarbericht Kernforderungen an die Bundesregierung – fünf aus jedem der zehn Politikfelder, 50 insgesamt.

Nachzulesen auf:
kartoffelkombinat.de/kab-kernforderungen

Der Bericht selbst ist mit ca. 400 Seiten und 46 Beiträgen erneut relativ umfangreich. Besonders interessant erscheint uns jedoch die folgende kleine Auswahl:

Alle Beiträge findet Ihr unter:
kartoffelkombinat.de/kritischeragrarbericht

 

30.1. Kartoffelkino (mit Filmemacher Felix Starck)

Endlich gibt’s wieder ein Kartoffelkino, nach langer Zeit bietet sich die Gelegenheit, gemeinsam ins Kino zu gehen!

Denn am 30.1. ist im Mathaeser die Münchenpremiere von Step by Step – dem neuen Film von/mit Felix Starck (nicht zu verwechseln mit unserem gleichnamigen Teammitglied), der Euch vermutlich von seinen ersten beiden Filmen pedal the world (Trailer) – mit dem er gefühlt ein neues Filmgenre schuf – oder expedition happiness (Trailer) bekannt sein wird.

In Step by Step dokumentiert Felix, wie er und seine schwangere Freundin während der Pandemie aus Berlin und den Strukturen ausbrechen, um auf Mallorca eine kleine Selbstversorgung zu starten. Doch der Weg zum eigenen Gemüse ist im Wortsinne karg und steinig. Und auch, wenn die Rahmenbedingungen und Ansätze nicht vergleichbar sind, gibt es doch einige Parallelen zum Kartoffelkombinat. Darüber und wie wir als Gemeinschaft (professionelle) Versorgungsstrukturen aufbauen können, werden wir mit Felix nach dem Film ausführlich sprechen.

Hier geht’s zum Kartenvorverkauf

Step by Step (Trailer):

Unsere tollen Knollen

Wahrscheinlich kennt das manch eine*r von uns: Man schaut am Verteilpunkt in den Ernteanteil und freut sich über gewisse Gemüsekulturen mehr als über andere. Oftmals sind das die „leichter“ zugänglichen wie Spinat oder Kartoffeln. Und dann gibt es noch die anderen wie Knollensellerie oder Rote Bete.

Doch diese tollen Knollen sind vor allem in der Winterzeit ein wichtiger Baustein unserer Ernährung. Ihre entzündungshemmenden und antibakteriellen Inhaltsstoffe können so manchem Arztbesuch vorbeugen. Und sie passen fabelhaft in unser Lieblings-Wintergericht: Eintopf 🙂 

Auch im Anbau und der Lagerung erweisen sie sich als dankbar. Beide Kulturen haben geringe Ansprüche an den Boden und benötigen als sogenanntes „Feldgemüse“ nicht so eine intensive Bewässerung wie z.B. Salate. Außerdem sind sie innerhalb der Feldgemüse eine gute Ergänzung in unserer Fruchtfolge. Einer ihrer größten Pluspunkte ist jedoch ihre gute Lagerfähigkeit, was uns im Winter Flexibilität bei der Zusammenstellung der Ernteanteile bringt.

Rote Bete

Erdige Geschmacksnuancen, intensive Farbe und ein eher altbackenes Image, das ist die Rote Bete. Dabei ist und kann diese tolle Knolle so viel mehr. Rote Bete …

  • senkt den Blutdruck und verbessert die Hirnfunktion. Ihre Nitrate werden im Körper in Stickstoffmonoxid umgewandelt, welches die Blutgefäße entspannt und erweitert, sodass Sauerstoff und Nährstoffe besser transportiert werden können.
  • verringert das Risiko von Herzkrankheiten undunterstützt die Leberfunktion. Sie enthält viel Betain (sonst nur in Spinat und Quinoa zu finden) sowie das B-Vitamin Folat, die zusammen den Cholesterinwert im Blut senken und die Ansammlung von Fett in der Leber zu verringern.
  • fördert die Ausdauer. Ihre Nitrate sind absolute Power-Booster, die zwei bis drei Stunden vor z.B. einer Sporteinheit zu sich genommen die Performance deutlich steigern können.
  • hilft bei entzündlichen und chronischen Krankheiten. Sie hat einen hohen Gehalt an Betalainen, einer Klasse von Antioxidantien – und auch an anderen Entzündungshemmern, die freie Radikale bekämpfen.
  • ist gut für die Verdauung. Vor allem durch die vielen Ballaststoffe.

Dieses Jahr gab es Rote Bete 11 mal in den Ernteanteilen vor allem von Oktober bis Januar. Für 2023 sind sie 10 mal eingeplant. 

Tipp: Rote Bete vor dem Kochen nicht schälen. Die Schale sorgt dafür, dass sie die Nährstoffe nicht verliert. Nach dem Kochen die Haut einfach mit einem Messer oder den Händen abpellen oder einfach dranlassen. 

Mehr Infos zur Lagerung und Zubereitung: kartoffelkombinat.de/rote-bete

Knollensellerie (oder der gesündeste Ork Mittelerdes)

Knollensellerie ist vielleicht nicht das schönste Gemüse der Welt. Bekannt und beliebt war das ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammende Gemüse schon im Mittelalter. Die knorrige Knolle steckt voller wertvoller Inhaltsstoffe. Darunter unterschiedliche sekundäre Pflanzenstoffe, ätherische Öle und zahlreiche Vitamine wie beispielsweise A, C und E, sowie wichtige Mineralstoffe, wie Kalzium und Eisen. Knollensellerie …

  • senkt den Blutdruck. Das ätherische Öl Phthalide wirkt beruhigend und krampflösend. Die Gefäße weiten sich und der   Blutdruck wird reguliert.
  • wirkt aufgrund des hohen Kaliumgehalts harntreibend, sodass er auch gern zum Entschlacken verwendet wird. Wer an einer Nierenerkrankung leidet, sollte allerdings auf viel Sellerie verzichten.
  • tut dem Magen gut und regt die Verdauung an. Die enthaltenen ätherischen Öle und Bitterstoffen können einen gereizten Magen beruhigen, einen Überschuss an Magensäure neutralisieren und leichtere Magenschmerzen lindern.
  • wirkt antibakteriell. Die ätherischen Senföle und sekundären Pflanzenstoffen (Flavonglykoside), allen voran das Apiin können potenzielle Krankmacher entschärfen.
  • wirkt entzündungshemmend und antioxidativ. Vor allem durch das enthaltene Apigenin (hellgelber Pflanzenfarbstoff aus der Gruppe der Flavonoide).

Knollensellerie, das gesunde Wintergemüse mit dem unverwechselbar würzigen und leicht süßlichen Geschmack lässt sich in den verschiedensten Varianten zubereiten. Knackig als Schnitzel, fein gerieben oder gewürfelt im Salat, püriert als Beilage, im Eintopf, der Bolognese-Sauce oder einfach in handliche Sticks geschnitten zum Snacken und Dippen.

Im vergangenen Winter gab es diese tolle Knolle 5 mal in unseren Ernteanteilen (verteilt von Oktober – April). Diese Saison werden sie 6 mal in die Kisten wandern. 

Mehr Infos zur Lagerung und Zubereitung: kartoffelkombinat.de/knollensellerie

Wie die Knolle aus der Erde kommt seht Ihr hier im Video:

Apfelernte 2022

„Du erntest, was du säst“ – So ganz kann dieses alte Sprichwort nicht auf uns zutreffen. Trotz des letztjährigen Zustands unseres Apfelgartens, der nichts Gutes für dieses Jahr verhieß, fahren wir derzeit eine Mega-Ernte ein. Wow – was die Natur für Überraschungen bereithält. Doch eine Überraschung ist auch immer eine Herausforderung, da die Komfortzone verlassen wird.

Im Kontext unserer Apfelgarten-Überraschung heißt das, wir mussten als Genossenschaft und als Team einiges an Zusatzkräften mobilisieren, um der Apfelflut gewachsen zu sein. Ohne die Hilfe von über 500 Freiwilligen an 20 Terminen in den letzten 6 Wochen und zahlreichen Mehraufwänden des Teams wäre das nicht machbar gewesen. An dieser Stelle schonmal ein fettes DANKE an alle Beteiligten.

Am Ende dieser Saison werden wir ca. 70 Tonnen Äpfel geerntet, transportiert, gelagert, versaftet, verkocht oder verteilt haben. Beeindruckend nicht wahr? Das ist übrigens viermal so viel wie letztes Jahr. 

Letzte Woche ging eine Mail raus an Euch für die Bestellung unseres eigenen Apfelsafts. Es handelt sich um ein „Bag-in-Box“-Gebinde, also ein „Sackerl im Schachterl“. Je 5 Liter zu 12 €, solange der Vorrat eben reicht. Gut erhaltene, saubere Kartons nehmen wir zurück und verwenden sie wieder. Greift ordentlich zu, denn Lagerplatz ist in der Gärtnerei Gold wert und wir haben riiiichtig viel Saft :-).

Alle Infos zur Lagerung und jede Menge Inspiration zur Verarbeitung Eurer Äpfel findet Ihr in unserer Webapp unter: kartoffelkombinat.de/apfel-rezepte 

Impressionen von der Apfelernte 2022

Video (wird in YouTube abgespielt)

Bildercollage

 

Sud No. 2

Es ist vollbracht. Nach dem erfolgreichen „Sud No. 1“ hat unsere AG Bier jetzt nachgelegt und neues, feinstes Kellerbier gebraut. Diesmal in Kooperation mit der Brauerei Gut Forsting im Osten von München. Weitere Infos zum Sud No. 2 gibt’s hier – und im Video:


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Solidarität mit den Frauen (im Iran)

In den letzten Tagen solidarisieren sich weltweit Menschen mit den Frauen im Iran. Warum ist das so, warum reicht das nicht und was hat das mit uns zu tun?

Nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini, die wegen eines „falsch“ getragenen Kopftuches im Polizeigewahrsam (vermeintlich) zu Tode geprügelt wurde, fordern im Iran immer mehr Menschen Aufklärung. Die seit der islamischen Revolution im Jahr 1979 geltenden strengen Kleidungsvorschriften schreiben Frauen vor, ihr Haar zu bedecken und gehören laut Experten zu den ideologischen Prinzipien der islamischen Republik. Um die Durchsetzung der strengen Regeln zu gewährleisten, setzt die Regierung eine Moral- bzw. Sittenpolizei ein. Deren Vorgehen ist seit Bestehen äußerst brutal und menschenrechtsverletzend. Bereits in den 80er-Jahren wurden Beschuldigte (wie z.B. der Vater unserer Mitarbeiterin Sahar) zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt und bei der Inhaftierung gefoltert. Das hat sich bis heute nicht geändert, vor allem Frauen werden dabei besonders hart bestraft. 

Gegen die derzeitigen Demonstrantinnen geht das Regime mit äußerster Gewalt vor. Nicht ohne Grund, denn es geht um viel mehr als die Gepflogenheiten der Sittenpolizei und das Thema Kopftuchzwang. In den wenigen Videos, die es in die sozialen Medien schaffen, stehen auch junge Männer an der Seite dieser mutigen Frauen. 

Gegen ein immer repressiveres Regime, die Wirtschaftskrise, fehlende Minderheitenrechte. Sie fordern nicht nur einzelne Reformen – auf den Straßen wird ganz offen die Systemfrage gestellt.

Im Iran ist das Internet mittlerweile weitgehend abgeschaltet, um die Bilder der Proteste nicht nach außen dringen zu lassen. Sahars Mutter, die sich derzeit dort aufhält, berichtet, dass die Menschen nicht mehr online gehen können und damit die Kommunikation stark erschwert wird. Neben großflächigen Ausfällen bei WhatsApp und Instagram sind Facebook, Telegram, Twitter und YouTube im Iran jetzt blockiert. Seit das Regime das Internet abgeschaltet hat, wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die Welt nicht mehr sieht, was im Iran passiert und vergisst. Dieses Vorgehen hat System. Bisher ist es der Regierung so gut wie immer gelungen, die Proteste langfristig zu unterwerfen. 

Deswegen ist die Thematisierung einer der wichtigsten Aspekte bei Solidarisierung – in diesem Fall der Polizeigewalt und Unterdrückung der iranischen Frauen. 

Als George Floyd 2020 von einem Polizisten zu Tode erstickt wurde, entzündete sich – zu recht – eine weltweite Debatte. Allein in Deutschland gingen Zehntausende Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt auf die Straße, in München rund 20.000. 

Alle 4 Sekunden verhungert ein Mensch trotzdem erfährt dieses Thema aktuell kaum Beachtung. Und wer weiß schon, wie es um die Menschen im Jemen steht? Oder ob die von Boko Haram entführten nigerianischen Kinder wieder aufgetaucht sind? Und welche Konsequenzen ziehen wir eigentlich daraus, dass für die WM in Katar nach Schätzungen von Amnesty International auf den Baustellen der Stadien ca. 15.000 Menschen gestorben sind? – also 230 Tote je WM-Spiel.

Unsere individuelle Kapazität der Aufmerksamkeit für nicht unmittelbar eine/n selbst betreffendes Leid und Ungerechtigkeit ist erstaunlich gering. Das Hamsterrad des Alltags sorgt dafür, dass wir meist schon genug mit den eigenen Sorgen beschäftigt sind und von Woche zu Woche hetzen. Auch erliegt man zu schnell dem Whataboutismus, also der Relativierung des einen Themas durch ein anderes. 

Und dennoch führt uns jede Ungerechtigkeit, jedes Leid und jede Missachtung von Leben immer wieder auch universelle Prinzipien der Menschlichkeit vor Augen – lasst uns nicht vergessen, dass in vielen Teilen der Welt Frauen systematisch unterdrückt und ihrer Freiheit beraubt werden. Frauenrechte sind Menschenrechte!
#Mahsa_Amini 

Kartoffelfahrt 2022

Wir freuen uns sehr, dieses Jahr wieder die #Kartoffelfahrt unterstützen zu dürfen. Vielen Dank an alle, die sich für dieses Projekt einsetzen!

„Biokartoffeln für Bedürftige, per Rad vom Land in die Stadt.“ – Mit der Kartoffelfahrt werden mehrere Aspekte verknüpft:
  • gesunde, nahrhafte Lebensmittel für Bedürftige 
  • Klimaschutz durch postfossile Mobilität
  • Naturschutz durch regionale und biologische Lebensmittelerzeugung
Ziel 2022: Die Kartoffelkombinat eG erzeugt 30 km westlich von München exklusiv für dieses Projekt auf 0,5 Hektar Fläche Kartoffeln. Das bedeutet für die Ernte je nach Saisonverlauf ca. 8-10 Tonnen Kartoffeln. Diese werden dann nach der Ernte per Fahrrad nach München gefahren und kostenfrei an Bedürftige abgegeben.

Weitere Infos unter www.kartoffelfahrt.de