Auch das Kartoffelkombinat passt sich an die aktuelle Corona-Situation an – und bis auf Weiteres findet erstmals in der Geschichte unserer Genossenschaft kein sonntägliches Mitgärtnern in unserem Betrieb in Spielberg mit fröhlich pfeifenden Genoss*innen statt, die Ihre Hände in die Erde und ihre Nasen in die gute Landluft stecken.

Deshalb wird unsere rasende Reporterin Rajka in dieser Saison hier im Blog, bei FB und Instagram noch mehr darüber berichten, was sich in der Gärtnerei so tut, mit Infos rund ums Gärtnern und Pflanzenwachstum und den Menschen, die unser Gemüse pflanzen, pflegen und ernten und die auch hinter den Kulissen fleißig daran arbeiten, unsere Vision der alternativen Versorgungsstruktur für München weiter auszubauen. 

Wir nehmen Euch von nun an jede Woche einen Tag lang mit nach Spielberg. 
Heute: zum Jungpflanzencheck mit Sophie, zum Mulchen mit Alex und Felix und mit Conny und Korbinian auf dem Wirsing-Acker. Viel Spaß!


Die Anbausaison startet gerade richtig durch, und bei durchwachsenem Wetter, kurz nach den Eisheiligen, geht es vor allem im Freiland nun richtig los. Laut Bauernregel sind nach den Eisheiligen Mitte Mai die Frostnächten passé. Also werden alle in den Startlöchern stehende Jungpflanzen sukzessive aufs Feld gebracht. 

Sophie, Gärtnerin im Kartoffelkombinat zeigt mir die Jungpflanzenstation von Eichblatt- und Endiviensalat, Majoran und verschiedenen Kohlsorten, die auf unseren sog. Pflanztischen auf Ihren Umzug warten. Sie wurden von unserem Jungpflanzenlieferanten extra für uns vorgezogen und frisch geliefert. Die Pflanztische stehen kurz vor den Gewächshäusern und können mit Wasser geflutet werden, sodass die Pflanzen, die in kleinen Erdwürfeln stecken, von unten bewässert werden. Zum Schutz werden sie teilweise mit Pflanzenvlies abgedeckt und Sophie hat natürlich stets ein Auge auf die zartbesaiteten Mini-Kulturen. 


Im Orchideengewächshaus ziehen wir derweil Kürbisse aus Samen vor. Das gelingt in den sogenannten Quickpod-Platten ganz gut. Je Platte können 77 Kürbisflanzen gezogen werden und sobald sie kräftig genug sind, werden sie im Freiland in die Erde gesetzt. Wir testen diesmal aus, auf welchem Untergrund sie besser gedeihen. Auf „künstlichem“ Mulchgewebe, dem sog. Agrotex oder auf Heusilage, die wie das Gewebe das Unkraut bestens unterdrückt und die Wasserverdunstung verringert, gleichzeitig aber eben aus organischem Material besteht und als nährstoffreicher Dünger fungiert. Über 4.000 Kürbisse wollen wir im Herbst ernten – da werden hohe Erwartungen in die kleinen Pflänzchen gesteckt ;-).



Im Gewächshaus ist Moritz gemeinsam mit Stefan Herr über unsere Sommerkulturen. Heute brauchen die Auberginen besondere Pflege: Moritz „geizt sie aus“, das bedeutet er knipst die überzähligen Triebe in den Blattachsen ab, damit die Pflanze nicht zu viel Energie in zu viele „Enden“ steckt.

 

Ausserdem sind bereits die Wanzen im Anmarsch und wir rüsten auf: Die Gewächshäuser werden von außen mit Netzen abgedeckt, so dass die Wanzen trotz offener Einfallstore – durch Fenster und Türen – am Eindringen gehindert werden. Auch die Blattläuse werden bereits fleißig von unseren Nützlingen, wie Schlupfwespen, Raubmilben und Chlorfliegen, vertrieben. Die Fenster der Gewächshäuser sind nicht etwa ungewaschen, sondern extra mit Kalklösung bespritzt. Das wird „Schattieren“ genannt, damit die Sonneneinstrahlung an Kraft verliert und es den Pflanzen nicht zu heiß wird. Nach der Saison wird die Kalkfarbe einfach wieder heruntergewaschen. 


Ich laufe weiter an den Gewächshäusern vorbei, der Packhalle, in der bereits die Erntekisten für den morgigen Tag gepackt werden und gelange zum zukünftigen Zucchinibeet. Beet hört sich an dieser Stelle recht mickrig an, aber die 1,5 x 100 Meter sind dann doch etwas größer, als die Beet-Vorstellung im eigenen Garten. Dort sind Alex, unser Student im Praxissemester und Felix, unser Gärtnereimitarbeiter am Werk. Mit Hilfe von Sophie wird der Acker gemulcht. D.h. Heu, das längere Zeit gelagert wurde und so mit Nährstoffen und Mikroorganismen angereichert wurde, wird auf dem Acker verteilt, bevor die Jungpflanzen eingesetzt werden. Dadurch sind die Pflänzchen geschützt, und wie bei den Kürbisflanzen dient der Mulch dazu, die Feuchtigkeit im Boden zu halten und den Boden mit Nährstoffen zu versorgen. 



Am Nachmittag schaue ich dann mal, was denn auf dem sog. „Finger“ los ist. Auf dem Ackerstreifen, der am „weitesten“ von unserem Betrieb entfernt ist – ca. 3 Minuten zu Fuß, sind Conny, Korbinian und Samad dabei die Wirsing-Jungpflanzen einzusetzen.
Um die über 8.000(!) Jungpflanzen einzusetzen bekommen sie maschinelle Hilfe.

Mit unserer Pflanzmaschine, die an unseren Traktor montiert wird, geht es in eher – ähem – gemäßigtem Tempo übers Feld. Conny und Korbinian, unsere Gärtnereimitarbeiter*innen, sitzen dabei ganz hinten auf der Maschine. Vor sich die Jungpflanzen, die sie manuell vorsichtig in einen sich drehenden Schacht rutschen lassen. Der Schacht transportiert die Jungpflanzen nach unten und drückt sie in einem zuvor genau eingegebenen Abstand in die Erde. Genau 26 cm stehen die Pflänzchen in ordentlichen Reihen nachher auf dem Feld. Die Pflanzmaschine drückt die Kulturen schön tief in den Acker, so ist eine bessere Verwurzelung der Kleinen möglich, und die Erträge nachher höher. Nach getaner maschineller Arbeit werden alle Reihen im Nachgang nochmal kontrolliert und die schief und nur halbwegs eingesetzten Jungwirsinge nochmal von Hand aufgerichtet und tiefer in die Erde gedrückt. Samad, unser Gärtnereiazubi, steuert dafür den Traktor in Präzisionsarbeit über das Feld.

 

Die drei Gärtner*innen sind damit den ganzen Tag bis c.a 20 Uhr beschäftigt. Denn die Wirsinge in den Boden zu bekommen ist das eine, das andere ist, 230 Meter Bewässerungsrohre zu verlegen, denn Jungpflanzen haben wir alle kleinen Nachwuchswesen vor allem eines: Durst. 

Einen kleinen bewegten Einblick in die Wirsingpflanzung bekommt Ihr in unserem kleinen Video:

Bis nächste Woche! Da berichten wir noch genauer über unsere Kürbispflanz-Aktion und gucken mal, wie der Aufbau unseres fünften Folientunnels vorangeschritten ist.

Euch allen eine schöne Woche
Bis bald!



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