„Pestizidtirol“ – Auswertung der Daten von Apfelbau-Betrieben aus dem Vinschgau

Wie hoch der ökologische Preis für makellose Äpfel ist, zeigt die Auswertung der Spritzhefte, die im Südtiroler Pestizidprozess gegen(!) das Umweltinstitut sichergestellt wurden. 

Aktenordner mit Betriebsheften

© Jörg Farys

Im intensiven Apfelanbau kommen für Umwelt und Gesundheit hochproblematische Pestizide in teils hoher Frequenz und Kombination zum Einsatz. Das zeigen konkrete Daten von 681 Apfelanbaubetrieben aus der Region Vinschgau aus dem Jahr 2017, die – unser Kartoffelkombinat-Mitglied – das Umweltinstitut München e.V. im Rahmen des Südtiroler Pestizidprozesses erhalten und ausgewertet haben. 

Fabian Holzheid, politischer Geschäftsführer des Umweltinstituts, hat sich die Zeit genommen, unsere Fragen zu beantworten.

KK: Was hat Euch bei der Auswertung am meisten überrascht?

FH: Uns war aus vergangenen Messprojekten und Recherchen schon bewusst, dass es in der Region ein massives Problem mit Pestiziden gibt. Aber dass es eine über sieben Monate andauernde, tägliche Belastung mit teilweise hochproblematischen Stoffen gibt, das hat uns doch alarmiert. Und dass bis zu neun Wirkstoffe als Cocktail an einem Tag in der gleichen Plantage landen, macht die Sache sicher nicht besser.

KK: Könnt Ihr einschätzen, ob sich die Ergebnisse auch auf andere Regionen und/oder Obstkulturen übertragen lassen?

FH: Unsere Ergebnisse werfen ein sehr intensives Schlaglicht auf ein intensiv bewirtschaftetes Obstbaugebiet. Wir haben aufgrund der mangelnden Datentransparenz über Pestizideinsätze aber bisher keine Vergleichsdaten aus anderen Regionen und Kulturen. Da tut sich inzwischen aber etwas: Der NABU und das Umweltinstitut haben in Deutschland im letzten Jahr jeweils Gerichtsverfahren gewonnen, in denen wir in Baden-Württemberg beziehungsweise Brandenburg auf die Herausgabe solcher Daten klagten. Jetzt gibt es Präzedenzurteile, so dass die Wissenschaft hoffentlich bald detaillierte Erkenntnisse über die Auswirkungen der realen Pestizideinsätze liefern kann.

KK: Was fordert Ihr jetzt von der Politik? 

FH: In Südtirol muss die Politik jetzt erst einmal die gefährlichsten Pestizide aus dem Verkehr ziehen. Und Herbizide, also Unkrautvernichter, braucht es im Obstbau eigentlich gar nicht, da ließe sich mit einem Verzicht zugunsten mechanischer Verfahren viel Gift einsparen. Aber wir müssen die großen Räder drehen: Die EU haben wir gerade mit der Europäischen Bürgerinitiative „Save bees and farmers“ zu einem Komplettverbot chemisch-synthetischer Pestizide bis allerspätestens 2035 aufgefordert. Wichtig ist auch, dass wir die EU-Agrarsubventionen so ausrichten, dass sich naturverträgliches Wirtschaften lohnt.

KK: Worauf sollte man beim Einkauf achten, reicht es, einfach Bio zu kaufen?

FH: Generell gilt: Je höher die Standards, desto besser. Bio ist in der Regel besser als konventionelle Ware, und Verbandsware hat oft noch strengere Anforderungen als Ware mit dem EU-Biosiegel. Wir müssen aber davon wegkommen, die Verantwortung immer auf die Verbraucherinnen und Verbraucher zu schieben. Es sollte im Handel gar keine Lebensmittel zu kaufen geben, deren Preis die Zerstörung der Ökosysteme unseres Planeten ist. Wir blicken natürlich mit großer Sympathie auf Projekte der solidarischen Landwirtschaft, die regional und gemeinwohlorientiert arbeiten und den Wandel so schon vorleben.

KK: Ihr habt ja nicht nur Auswertungen gemacht, sondern wurdet von 1.376 Erzeugern in Südtirol verklagt. Der Prozess hat das Umweltinstitut hunderttausende Euro gekostet. Habt Ihr einen Paypal-Account für Schützenhilfe?

FH: Ohne die Solidarität tausender Menschen hätten wir diesen Prozess nicht durchgestanden und schon gar nicht gewonnen. Der Landesrat Arnold Schuler, der uns angezeigt hat, hat nach der Veröffentlichung der Pestiziddaten angekündigt, auf rechtliche Schritte zu verzichten, weil das erfahrungsgemäß „die Probleme noch verstärkt“. Das ist doch ein ganz wunderbarer Lernerfolg für den Landesrat.

Wer uns unterstützen möchte, kann das hier www.paypal.me/umweltinstitut oder hier www.umweltinstitut.org/unterstuetzen/online-spenden/ tun.


Ein erstes Fazit
Der Preis, den die Menschen und die Umwelt im Vinschgau für die Massenproduktion von Äpfeln zahlen, ist (zu) hoch. Denn der kontinuierliche Einsatz von Pestiziden in den Apfelplantagen schädigt die Artenvielfalt und gefährdet die Gesundheit von Anwohner*innen und Urlaubsgästen, und nicht zuletzt die der Obstbauer*innen selbst. In seinem Bericht gibt das Umweltinstitut deshalb auch Empfehlungen, was sich in der Landwirtschaft in Südtirol, aber auch in Europa insgesamt tun muss, damit sie sich endlich aus der Abhängigkeit von Ackergiften befreien kann.

Den gesamten Bericht findet Ihr hier.

Auch der BR und die Süddeutsche Zeitung haben die Aufarbeitung der Auswertung veröffentlicht und unter anderem in einem Beitrag für „Kontrovers“ thematisiert.

Sud No. 2

Es ist vollbracht. Nach dem erfolgreichen „Sud No. 1“ hat unsere AG Bier jetzt nachgelegt und neues, feinstes Kellerbier gebraut. Diesmal in Kooperation mit der Brauerei Gut Forsting im Osten von München. Weitere Infos zum Sud No. 2 gibt’s hier – und im Video:


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Solidarität mit den Frauen (im Iran)

In den letzten Tagen solidarisieren sich weltweit Menschen mit den Frauen im Iran. Warum ist das so, warum reicht das nicht und was hat das mit uns zu tun?

Nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini, die wegen eines „falsch“ getragenen Kopftuches im Polizeigewahrsam (vermeintlich) zu Tode geprügelt wurde, fordern im Iran immer mehr Menschen Aufklärung. Die seit der islamischen Revolution im Jahr 1979 geltenden strengen Kleidungsvorschriften schreiben Frauen vor, ihr Haar zu bedecken und gehören laut Experten zu den ideologischen Prinzipien der islamischen Republik. Um die Durchsetzung der strengen Regeln zu gewährleisten, setzt die Regierung eine Moral- bzw. Sittenpolizei ein. Deren Vorgehen ist seit Bestehen äußerst brutal und menschenrechtsverletzend. Bereits in den 80er-Jahren wurden Beschuldigte (wie z.B. der Vater unserer Mitarbeiterin Sahar) zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt und bei der Inhaftierung gefoltert. Das hat sich bis heute nicht geändert, vor allem Frauen werden dabei besonders hart bestraft. 

Gegen die derzeitigen Demonstrantinnen geht das Regime mit äußerster Gewalt vor. Nicht ohne Grund, denn es geht um viel mehr als die Gepflogenheiten der Sittenpolizei und das Thema Kopftuchzwang. In den wenigen Videos, die es in die sozialen Medien schaffen, stehen auch junge Männer an der Seite dieser mutigen Frauen. 

Gegen ein immer repressiveres Regime, die Wirtschaftskrise, fehlende Minderheitenrechte. Sie fordern nicht nur einzelne Reformen – auf den Straßen wird ganz offen die Systemfrage gestellt.

Im Iran ist das Internet mittlerweile weitgehend abgeschaltet, um die Bilder der Proteste nicht nach außen dringen zu lassen. Sahars Mutter, die sich derzeit dort aufhält, berichtet, dass die Menschen nicht mehr online gehen können und damit die Kommunikation stark erschwert wird. Neben großflächigen Ausfällen bei WhatsApp und Instagram sind Facebook, Telegram, Twitter und YouTube im Iran jetzt blockiert. Seit das Regime das Internet abgeschaltet hat, wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die Welt nicht mehr sieht, was im Iran passiert und vergisst. Dieses Vorgehen hat System. Bisher ist es der Regierung so gut wie immer gelungen, die Proteste langfristig zu unterwerfen. 

Deswegen ist die Thematisierung einer der wichtigsten Aspekte bei Solidarisierung – in diesem Fall der Polizeigewalt und Unterdrückung der iranischen Frauen. 

Als George Floyd 2020 von einem Polizisten zu Tode erstickt wurde, entzündete sich – zu recht – eine weltweite Debatte. Allein in Deutschland gingen Zehntausende Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt auf die Straße, in München rund 20.000. 

Alle 4 Sekunden verhungert ein Mensch trotzdem erfährt dieses Thema aktuell kaum Beachtung. Und wer weiß schon, wie es um die Menschen im Jemen steht? Oder ob die von Boko Haram entführten nigerianischen Kinder wieder aufgetaucht sind? Und welche Konsequenzen ziehen wir eigentlich daraus, dass für die WM in Katar nach Schätzungen von Amnesty International auf den Baustellen der Stadien ca. 15.000 Menschen gestorben sind? – also 230 Tote je WM-Spiel.

Unsere individuelle Kapazität der Aufmerksamkeit für nicht unmittelbar eine/n selbst betreffendes Leid und Ungerechtigkeit ist erstaunlich gering. Das Hamsterrad des Alltags sorgt dafür, dass wir meist schon genug mit den eigenen Sorgen beschäftigt sind und von Woche zu Woche hetzen. Auch erliegt man zu schnell dem Whataboutismus, also der Relativierung des einen Themas durch ein anderes. 

Und dennoch führt uns jede Ungerechtigkeit, jedes Leid und jede Missachtung von Leben immer wieder auch universelle Prinzipien der Menschlichkeit vor Augen – lasst uns nicht vergessen, dass in vielen Teilen der Welt Frauen systematisch unterdrückt und ihrer Freiheit beraubt werden. Frauenrechte sind Menschenrechte!
#Mahsa_Amini 

Kartoffelfahrt 2022

Wir freuen uns sehr, dieses Jahr wieder die #Kartoffelfahrt unterstützen zu dürfen. Vielen Dank an alle, die sich für dieses Projekt einsetzen!

„Biokartoffeln für Bedürftige, per Rad vom Land in die Stadt.“ – Mit der Kartoffelfahrt werden mehrere Aspekte verknüpft:
  • gesunde, nahrhafte Lebensmittel für Bedürftige 
  • Klimaschutz durch postfossile Mobilität
  • Naturschutz durch regionale und biologische Lebensmittelerzeugung
Ziel 2022: Die Kartoffelkombinat eG erzeugt 30 km westlich von München exklusiv für dieses Projekt auf 0,5 Hektar Fläche Kartoffeln. Das bedeutet für die Ernte je nach Saisonverlauf ca. 8-10 Tonnen Kartoffeln. Diese werden dann nach der Ernte per Fahrrad nach München gefahren und kostenfrei an Bedürftige abgegeben.

Weitere Infos unter www.kartoffelfahrt.de
 

Zur gesellschaftlichen Bedeutung des Kartoffelkombinats

Hervorgehoben

– Ein Beitrag unserer Aufsichtsrätin Christa

Auf die Frage des Deutschlandfunks, warum auf den deutschen Straßen trotz der Klimakrise immer mehr SUVs fahren, antwortet ein Professor für Design und Mobilität von der Fachhochschule Hof, dass mit dem Verkauf eines großen, schweren Automobils sehr viel mehr Gewinn realisiert werden kann als mit dem von vielen kleinen Autos. Und – so schlussfolgert er: „Ein Automobilunternehmen baut Autos, um damit Profit zu erwirtschaften. Das kann man ihm auch nicht übel nehmen.“

Gegenblende. Daniel Überall wird nicht müde, in Interviews und Podcasts den Sinn des genossenschaftlichen Tuns so zu erklären (ungefährer Wortlaut): 

„Wir wollen kein Gemüse verkaufen. Wir wollen in der Genossenschaft keine Kunden, die Gemüse kaufen. Sondern wir wollen den Gemüseanbau als Gemeinschaft organisieren, gemeinsam ernten und verbrauchen. Und am Ende sind wir froh, wenn wir alles aufgegessen haben.“

Der Unterschied zwischen diesen beiden Wirtschaftsansätzen könnte größer nicht sein, der eine toxisch, naturvergessen, profitorientiert; der andere transformativ, experimentell, kleinteilig, genügsam, am Gemeinwohl orientiert. Ähnlich wie die nicht zeitgemäße Dominanz von SUVs auf den Straßen erscheint uns die Durchsetzungskraft des profitorientierten Wirtschaftens als ungleich größer – zumal sie im globalen Maßstab so ungeheuer wirkmächtig ist. 

Und dennoch ist das, was das Kombinat und viele andere Projekte vergleichbarer Orientierung tun, keineswegs sinnlos und verpufft einfach nur angesichts der sich zunehmend überlappenden globalen Krisen.

Vielmehr könnte man das Kombinat mitsamt seinen Vernetzungen, Räumen und Ideen auch – mit dem amerikanischen Soziologen Erik Olin Wright – als „Reale Utopie“ verstehen. Wright schlägt eine spezielle Form der Transformation des Kapitalismus vor: eine Erodierung desselben dadurch, „dass in den Räumen und Rissen innerhalb kapitalistischer Wirtschaften emanzipatorische Alternativen aufgebaut werden“ (aus Wright „Reale Utopie“, 2017), die es weiter zu erproben, auszuweiten und zu verteidigen gilt.

Und wenn diese Annahme zutrifft, dann hat jede Orientierung auf regionales-saisonales Gemüse nicht nur die Neugier auf deren Vielfalt und Geschmacksvarianten im Visier, sondern zugleich immer auch die toxischen globalen Produktions- und Konsumbedingungen, die in unserem Betrieb ein ganz klein wenig korrigiert werden – mit all den Widersprüchen und Wechselwirkungen, die ein solches Tun mitliefert.

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Christa Müller ist Soziologin und seit 1999 im Forschungsteam der anstiftung. Zuvor absolvierte sie Feldforschungsaufenthalte in Costa Rica, Spanien, Mexiko und Westfalen zu Bauernbewegungen und Modernisierungsprozessen.

1997 promovierte sie an der Universität Bielefeld zum Dr. rer. soc. über die Transformation eines westfälischen Dorfes in globalisierte Lebens- und Arbeitsverhältnisse. Für ihre Dissertation „Von der lokalen Ökonomie zum globalisierten Dorf“ erhielt sie 1998 den Forschungspreis für Ökologische Ökonomie.

Hermines Familienküche

Wer schon öfter mit Kindern am Esstisch saß, könnte die folgenden Szenen kennen: Lustloses Herumgestochere, Aussortieren von Zutaten, Nörgeln über Konsistenz bis hin zur vollständigen Verweigerung. Hinzu kommt, dass Gemüse, das Kinder mögen, in der Regel eher einen neutralen bis süßlichen Geschmack hat, bei bitter oder erdig wird es oftmals schwierig.

Das kennt auch unser Mitglied Hermine, die zwei kleine Kinder hat (6 und 2 Jahre). Anfangs war es für sie sehr aufwendig, zum Ernteanteil passende Rezepte zu finden, die allen schmeckten. Das lag teilweise am gänzlich unbekannten Gemüse in der Kiste (Schwarzwurzel, Agretti, Postelein…), aber auch an den in saisonalem Gemüse enthaltenen Geschmacksnoten. Ihr war es besonders wichtig, dass das Gemüse aus den Ernteanteilen von Groß und Klein gegessen wird – schließlich sollten auch die Kinder von den gesunden Nähr-/ und Pflanzenstoffen profitieren. Außerdem wollte sie keine (vegetarische) Extrawurst für Einzelne zubereiten, sondern eben nur ein Gericht kochen für alle, die mitessen.

Hermines Anspruch war dabei, dass die Gerichte ihrer Familie nicht nur „okay“ schmeckten, sondern allen am Tisch wirklich „gut“. Dieser Umstand führte dazu, dass immer mehr (Kinder-)Freund*innen und deren Eltern begeistert an ihrem Esstisch saßen und nach ihren Rezepten fragten. Nach einiger Zeit entstand dann die Idee, ein Kochbuch zu erstellen, mit familien- und kindergerechten, saisonalen und einfachen Rezepten. Denn als berufstätige Mama ist es ihr wichtig, den Aufwand beim Kochen und Abspülen 🙂, so gering wie möglich halten und die Kinder ohne Druck altersgerecht miteinzubeziehen. Dazu gehört z.B. die Begegnung mit dem „Rohstoff“ Gemüse, aber auch das Anrichten der Speisen für Kinder.

Natürlich gibt es bereits saisonale Kochbücher, doch Hermine findet nur wenige, in denen der Großteil der Rezepte wirklich lecker und kindergerecht ist. Ihre Rezepte hingegen sind praxiserprobt, einfach zu machen und benötigen keine exotischen Zutaten.

Fast alle Gerichte basieren auf den Kartoffelkombinat-Ernteanteilen und werden durch einige wenige Zutaten, die es in jedem (Bio-)Supermarkt gibt, ergänzt. Um das Kochbuch Realität werden zu lassen, hat Hermine ein Crowdfunding auf Startnext gestartet. Ihr könnt dort durch eine Vorbestellung ihres Kochbuchs dafür sorgen, dass die Finanzierung ermöglicht wird:
https://www.startnext.com/saisonale-familienkueche

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Happy Birthday to us

Diese Woche haben wir alle Geburtstag und werden 10 Jahre alt! Und als hätten wir’s geplant, zeigt die Übersicht  der Packlogistik für die KW 17 genau 2.222 Ernteanteile.

Wir hatten überlegt, eine edle Gala in Abendgarderobe zu veranstalten und eine aufwändige Jubiläumsschrift (mit Goldkante) rauszugeben … uns dann aber doch dagegen entschieden. 😉

Gründungsversammlung, 30.4.2012
Gründungsversammlung, 30.4.2012

Hach Leute, wir sind einfach unglaublich dankbar für den Weg, den wir zusammen gehen und damit ein kleines Mosaiksteinchen der Ernährungswende sein zu dürfen:

  • Rund 5.000 Menschen profitieren mittlerweile vom Kartoffelkombinat-Gemüse.
  • 2017 konnten wir gemeinsam eine westlich von München gelegene, ehemalige Baumschule kaufen, daraus eine eigene Naturland-Gemüsegärtnerei machen und damit von der „Zukaufs-SoLawi“ letztlich zu genossenschaftlichen Landwirt*innen werden.
  • Wir haben 40 sinnhafte Arbeitsplätze geschaffen …
  • … und bewirtschaften jetzt 30 ha Fläche extensiv biologisch, die zuvor konventionell  – teilweise in Monokultur – genutzt wurde.
  • Aber am wichtigsten: Gemeinsam erproben wir ein alternatives Modell zum vorherrschenden ausbeuterischen und Lebensgrundlagen vernichtenden aktuellen Wirtschaftssystem. Wir sind gemeinwohl- statt profitorientiert. Geld ist für uns dabei ein Werkzeug, kein Ziel (oder neudeutsch „Purpose“).

Was wir seit 10 Jahren mit dem genossenschaftlich organisiertem Kartoffelkombinat konkret machen und warum, hat Mitgründer & Vorstand Daniel in aller Kürze hier vorgestellt:


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Und im Podcast der Solawi-Genossenschaften „etwas“ ausführlicher:

Auf die nächsten 10!

Zur Generalversammlung 2021 hatten wir unsere Mission als Statement verschriftlicht: 

Gemeinsam sorgen wir für Strukturen, die es ermöglichen, dass wir uns im Großraum München unserer Vision entsprechend versorgen können.
Hierfür schaffen wir in vergemeinschafteten Organisationen und durch ausgewählte Kooperationen notwendige Produkte und Dienstleistungsangebote des täglichen Bedarfs.
Dabei wollen wir kein Nischendasein führen indem wir „Szene“-Projekt sind, sondern wollen attraktiv für alle Menschen sein.

Damit wir unsere hehren Ziele in den nächsten Jahren weiter mit unverminderter Energie und Leidenschaft verfolgen können, haben wir eine Bitte an Euch: Helft mit, das Kartoffelkombinat weiter aufzubauen!

Denn wir haben noch viel vor:

  • Wir werden den bestehenden Betrieb und unsere Strukturen weiter optimieren.
  • Wir wollen die AG Bier verstetigen.
  • Wir sollten ein Regenwasserbecken bauen, um die Klimawandelfolgen (teilweise) kompensieren zu können, dafür brauchen wir zusätzliche Geno-Einlagen.
  • Wir wollen neue Ideen (z.B. Agroforst, Agri-PV) ausprobieren/testen, brauchen dafür weitere Eigentumsflächen, auf Pachtflächen können wir das leider nicht machen.
  • Wir wollen weitere Solidarmodelle entwickeln, sowohl im Rahmen der bestehenden Gemüseversorgung, aber gerne auch mit anderen Erzeugnissen und/oder in Kooperationen.

Ihr seht – das schönste Geschenk, das Ihr uns allen machen könnt, sind weitere Mitglieder und damit neue Möglichkeiten für das Kartoffelkombinat. Erzählt Euren Freund*innen, Arbeitskolleg*innen und am besten allen, die Ihr kennt, vom Kartoffelkombinat. 🙂

Lasst uns gemeinsam noch ein Stück wachsen – weil wir ein anderes (Land)Wirtschaftssystem brauchen.

Mitglieder beim freiwilligen Helfen auf einem unserer Äcker.
Mitglieder beim freiwilligen Helfen auf einem unserer Äcker.

Schon gewusst? Uns findet Ihr auch hier:
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Hilfsgüter für die Ukraine

Weil sich die Ereignisse überschlagen, haben wir uns entschlossen, ergänzend zu den allgemeinen Infos gestern, auch ganz konkret mit unserer Logistik die humanitäre Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine durch den Heimatstern e.V. zu unterstützen.
 
Das bedeutet …
  • wer sich beteiligen will, kann uns Sachspenden bringen.
  • bitte besorgt z.B. bei dm oder Rossman ausschließlich Dinge, die auf dieser Liste stehen oder vergleichbare Produkte, individuelle Kreativität ist in diesem Fall nicht gefragt (auch keine Kleidung, ja, wirklich nicht), außerdem gerne Schwarztee und/oder Zucker (den bekommen die Menschen, die v.a. auf der ukrainischen Seite tagelang warten und frieren).
  • bringt diese Hilfsgüter am Freitag bis 18 Uhr in unserem Büro (Daiserstraße 15, Rückgebäude) oder im Laufe der Woche in der Gärtnerei vorbei.
  • in Kooperation mit Heimatstern und Organisationen vor Ort (z.B. der Ukrainischen Kirche) sorgen wir dafür, dass die Hilfsgüter an lokale Hotspots in Polen, der Slowakei und auch direkt in die Ukraine gebracht werden.
Wir wissen, dass das jetzt alles sehr kurzfristig ist und bedanken uns schon jetzt bei allen, die sich beteiligen!
 

2015 an der EU-Außengrenze in Ungarn.

Solidarität mit den Menschen aus der Ukraine

Als 2015 die Not entlang der „Balkanroute“ groß war, haben wir gezeigt, was wir als Gesellschaft leisten können. Jetzt ist es wieder an der Zeit.

Damals sammelten wir Sachspenden und sind mit unseren Transportern kurzer Hand über Wien und Budapest mehrfach an die EU-Außengrenze zwischen Ungarn und Serbien gefahren. Um diese Spontanhilfe zu verstetigen, gründeten wir mehr oder weniger noch auf der Autobahn die IHA, die Intereuropean Human Aid Association. Hier ein SZ-Artikel von „damals“.

Heute ist der Verein primär in Nordgriechenland aktiv, wo er Hilfsprojekte für Geflüchtete umsetzt und betreibt. Mehr Infos dazu unter www.iha.help.

Viele private und kommunale Hilfsstrukturen von damals gibt es immer noch, die freiwilligen Helfer*innen sind weiterhin vernetzt und die Lernkurven waren steil. So können jetzt (fast) aus dem Stand konkrete Hilfen für Geflüchtete aus der Ukraine organisiert und angeboten werden. In München z.B. von dem sehr(!) unterstützenswerten Verein Heimatstern, mit dem auch die IHA mehrfach kooperiert hat. Dessen Herausforderung ist es, dass sie aktuell keine Halle haben, um wirklich nennenswert Sachspenden zu sammeln. Vielleicht haben wir in der Genossenschaft ja wen, der/die eine Location vermitteln kann? Und es werden jetzt auch viele helfende Hände gesucht – unter ukraine@heimatstern.org werden die Hilfsangebote gezielt gesammelt und dann entsprechend des Bedarfs eingesetzt.

Und deutschlandweit wurden innerhalb von Stunden nach dem russischen Einmarsch seitens der Zivilgesellschaft wieder Sachspenden gesammelt, Busse für den Transport geflüchteter Menschen an die ukrainische Westgrenze geschickt und eine große Initiative ins Leben gerufen, auf die wir sehr gerne hinweisen: eine Börse für Privatunterkünfte.

Elinor, ein Projekt für gemeinschaftliche Finanzen (benannt nach der Commonsforscherin und Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom), hat ein simples Onlineformular erstellt, über das man melden kann, wenn man Unterkunft anbieten will und kann 

Inzwischen sind auch die GLS Bank, ecosia (die nachhaltige Alternative zu Google) und Betterplace (eine öko-soziale Crowdfunding-Plattform) mit eingestiegen und über 70.000 Betten wurden bereits gemeldet.

Klar ist, dass das bei prognostizierten 7 Millionen Menschen, die vermutlich flüchten werden, ein Tropfen auf den heißen Stein ist, aber jede*r der/die nicht an der Grenze, auf der Landstraße oder in Sammelunterkünften bleiben muss, ist ein Erfolg.

Wer selbst beherbergen möchte (mindestens 2 Wochen), kann sich hier eintragen

Anmerkung: Wir wissen, dass es auch andere Krisen gibt, dass viele weitere Menschen Not leiden und dass es ein rechtswidriger Skandal ist, die vielen afrikanischen Student*innen schlechter zu behandeln, die ebenfalls flüchten müssen, aber keine ukrainische Staatsbürger sind. All das darf uns aber nicht davon abhalten, dort zu helfen, wo wir es können.

Wir können die Abhängigkeit von Öl und Gas am schnellsten beenden, indem wir

  1. den Verbrauch reduzieren (akute, auch individuelle Einsparungen würden außerdem die Marktlage kurzfristig entspannen, was speziell für Haushalte mit geringeren Einkommen wichtig wäre)
  2. die regenerativen Energien massiv ausbauen

Noch mehr Möglichkeiten zum Engagement findet Ihr hier beim Katapult-Magazin.


Nachtrag: Speziell für München kann man sich bzgl. Spenden, Mithilfe und/oder Unterkunft auch hier bei Münchner Freiwillige – Wir helfen e.V. melden.

Unterstützung für Mertola, Portugal

Vor gut zwei Jahren haben wir eine beeindruckende Initiative in Portugal kennengelernt (Info hier), die wir seitdem im Auge behalten, weil das Team vor Ort spannende Pionierleistungen gegen die voranschreitende Verwüstung Südeuropas entwickelt. Das Kernprojekt „regenerative nursery“  (regnerative Pflanzenschule) hat jetzt wieder eine Spendenkampagne, die noch eine Woche läuft und auf die wir Euch gerne hinweisen möchten.
> zur Spendenkampagne 

regenerative nursery, Mertola

regenerative nursery, Mertola


Für alle, die mehr zu diesem sehr interessanten Ansatz erfahren wollen, veranstalten wir am Montag um 20:30 Uhr mit Katharina, einer der Initiator*innen aus Portugal, eine ca. einstündige Zoom-Veranstaltung. 
> Bitte meldet Euch bei Interesse hier an, wir schicken den Zugangslink dann kurz vorher in die Runde.