Ja, der Ernteanteil der letzten Woche war ne traurige Nummer. Weil wir Rückfragen bekommen haben, was da los war, gehen wir hier gerne noch mal auf die Zusammenhänge, die aktuelle Gemüselage und Lösungsansätze ein.

In unserer Gärtnerei bauen wir in unserer derzeitigen Betriebsstruktur über 50 verschiedene Gemüsekulturen im Freiland und geschützten Anbau (= Gewächshaus + Folientunnel) an – und das zeitlich versetzt. D.h. wir bauen zwar zig tausende Salatköpfe über die Saison an, pflanzen und ernten sie aber nach und nach, um die Ernteanteile sukzessive damit zu bestücken. Als vorletzte Woche der Hagelsturm über unsere Bete zog, hatten einige Salate und der Mangold das Nachsehen. Sie wurden buchstäblich „zerschossen“. In der Folge hieß das für uns alle: Den Salat für letzte Woche hat es erwischt, die jüngeren Salate erholen sich hoffentlich wieder.

Der Trockenheit im April und Mai versuchen wir mit Bewässerung zu begegnen, die vergangenen zu kühlen Wochen können wir nur teilweise z.B. durch das Abdecken mit Vliesen ausgleichen. In der Konsequenz der bisher widrigen Witterung wachsen z.B. Rote Bete oder auch die Karotten nicht gut.

Hätte es in der letzten Woche normalgroße Karotten, Rote Bete, Mangold und obendrauf noch den Kopfsalat gegeben, wäre der Ernteanteil ein Traum gewesen. So war er leider eher ein Alptraum.

Intensiv machen wir uns Gedanken darüber, wie wir uns zusätzlich gegen Wetterkapriolen im Anbau wappnen, um die Qualität der Kisten sicherzustellen. Denn das Wetter – soweit ist sich die Wissenschaft einig – wird uns dank Klimawandel in Zukunft häufiger und härter abwatschen. Mehr hierzu auch in den Neuigkeiten von dieser Woche:

Neuigkeiten aus Spielberg:
Aufgrund des Hagelschadens müssen wir beim Salat auch diese Woche noch einiges an schlechten Blättern wegputzen. Deshalb, und auch wegen der zum Teil kühlen Witterung zur Zeit der Pflanzung des aktuellen Salates, fallen einige Salatköpfe in dieser Woche ziemlich klein aus. 

Unsere Auberginen sind derzeit durch Pilz- und Läusebefall im Wachstum verlangsamt – vor allem in einem unserer Folientunnel sehen sie recht müde aus. Der Marienkäfer – der natürliche Feind der Blattlaus, lässt sich kaum blicken und das Läuseproblem versuchen wir mit Brennnenesselsud und Neemeinsatz zu bändigen.

Auch die Bodenbeschaffenheit hat großen Einfluß darauf, wie anfällig Kulturen gegenüber Schädlingen und Krankheiten sind und wie gut sie gedeihen. In einem unserer fünf Folientunnel ist die Oberfläche des Bodens sehr hart, was wohl den Sauerstoffausschluss begünstigt. Durch das Einbringen von Mulchmaterial versuchen wir, nach und nach den Nährstoffgehalt des Bodens zu steigern und eine feinkrümelige Bodenbeschaffenheit herzustellen. Da Auberginen auch verschiedenen Insekten schmecken, müssen wir die Früchte evtl. kleiner ernten, um das “Anknabbern” zu verhindern. Angeknabberte Früchte werden aussortiert – es sei denn die Fraßstelle ist nicht groß und kann einfach weggeschnitten werden.

Auch die Zucchinifreuden lassen derzeit auf sich warten. U.a. dadurch, dass einige Jungpflanzen trotz Vliesabdeckung während der sehr kalten Frühjahrsnächte Kälteschäden erlitten haben. Wir pflanzten nach, was uns jedoch zeitlich zurückgeworfen hat.

Aktuell überdenken wir unsere Mulch-Strategie. Auch wenn einige unserer Kolleg*innen aus der Landwirtschaft sich das sparen, mulchen wir aus mehreren guten Gründen. Der Gemüseanbau entzieht dem Boden Nährstoffe, diese wollen wir dem Boden durch Mulch wieder zuführen und so den Humusaufbau fördern. Denn humushaltige Böden sind gute CO2-Binder und damit ein wichtiger Beitrag für nachhaltige Landwirtschaft. Ausserdem reduziert Mulch die Wasserverdunstung. Leider gibt es recht wenige Informationen und Erfahrungswerte, auf die wir beim Mulchen zurückgreifen können – auch da unser Anbauanspruch selten in so großem Stil umgesetzt wird. So lernen wir jedes Anbaujahr dazu. 


Unser aktuelles Mulchmaterial (Heu von unseren Kleegras-Flächen) z.B. isoliert den Boden zu stark, verlangsamt seine Erwärmung am Tag und reduziert dadurch auch die nächtliche Wärmeabstrahlung an die Pflanzen. Dadurch wird das Wurzelwachstum gebremst.

Die Untersuchung einer Bodenprobe ergab kürzlich eine Unterversorgung mit pflanzenverfügbarem Stickstoff im Zucchinifeld, worauf wir mit Flüssigdünger (der sog. Vinasse) akut nachgedüngt haben. Langfristig sollten jetzt mehr Pflanzen Woche für Woche einen signifikanten Ertrag abwerfen. 
Das in konkreten Zahlen zu bemessen, ist schwierig, da wir nicht genau wissen, wie schnell die Pflanzen auf diese Nachdüngung “anspringen”. Aktuell können wir noch nicht genügend Zucchini für alle Ernteanteile pro Woche ernten, ein paar packen wir dennoch per Zufallsprinzip in die Kisten – einige davon leider hagelbedingt verwundet ;-).

Um unseren Anbau zukünftig vor z.B. Hagel zu schützen, wäre eine Kulturschutznetzab-deckung sinnvoll. Einen Teil der Pflanzen schützen wir bereits auf diese Weise. Der Arbeits- und Investitionsaufwand ist im Verhältnis zum Risiko jedoch zu groß, um alle potenziell hagelgefährdeten Kulturen abzudecken. Somit müssen Salat, Mangold und Co. weiterhin mit dem Risiko von fiesen Wetterevents „aufwachsen”. Unsere Jungpflanzen auf den Anstautischen werden wir zukünftig abdecken – der Arbeitsaufwand ist vergleichsweise gering, da sie eng beieinander stehen.

Beim Hagel hat es teilweise auch die Äpfel der Aurachers erwischt. Wie genau sich das auf die Ernte auswirkt, werden sie uns erst im Herbst sagen können. Doch um genug Äpfel müssen wir uns i.d.R. keine Sorgen machen, da sie – falls nicht als ganze Frucht verwendbar – einfach haltbar gemacht werden können. Die Äpfel wandern dann eben evtl. in Form von Saft, Chips oder Apfelkompott in unsere Kisten.

2 Antworten

  1. Wiedere was gelernt, danke für Deine Ausführungen!

    Axel

    P.S. wir waren froh dass die Kiste „mager“ war, der Kühlschrank war jetzt leer für die neue Kiste…

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