Mitgärtnern ganz digital – unsere rasende Reporterin Rajka berichtet in dieser Saison hier im Blog, bei FB und Instagram darüber, was sich in der Gärtnerei so tut, mit Infos rund ums Gärtnern und Pflanzenwachstum und den Menschen, die unser Gemüse pflanzen, pflegen und ernten und die auch hinter den Kulissen fleißig daran arbeiten, unsere Vision der alternativen Versorgungsstruktur für München weiter auszubauen. 

Letzte Woche hab ich mir von Moritz mal genau erklären lassen, wie Tomaten ausgegeizt werden, bestaunte den „angezogenen“ Kürbisacker, lernte, was Pflanzenveredelung bedeutet und wie Mulch riecht… Aber lest selbst:

Tomaten ausgeizen: Ich bin gespannt, was mir Moritz erzählt und wie das eigentlich funktioniert. Gerade am Anfang ist es sehr wichtig, die Pflanzen zu entlasten – sprich regelmäßig auszugeizen. Die Pflanzen brauchen Zeit und müssen eine gewisse Größe bzw. Blattmasse erreichen, um die Photosythese – das Wunder der Natur – zu vollbringen und damit auch Früchte zu entwickeln. Sind die Blätter noch zu klein, und die ersten Fruchtansätze schon sichtbar, werden diese zur Entlastung abgeknipst – also ausgegeizt – um die Pflanze nicht zu früh zu schnell auszulaugen und den Ertrag zu steigern. In diesem kleinen Video erklärt es uns Moritz ganz genau:

Unsere 3 Gewächshäuser mit jeweils 700 qm Anbaufläche beherbergen derzeit unsere Tomaten, Auberginen und Gurken – klassisches Sommergemüse – zumindest in unserer Region ;-).

Weiter geht’s auf meinem Rundgang in die Packhalle – demnächst berichte ich etwas ausführlicher, wie das Packen abläuft. Immerhin werden hier wöchentlich ca. 1.700 Kisten für unsere Genoss*innen gepackt.

Gerade wurden viele Paletten umsortiert, und unsere Gläser stehen herum. Gläser brauchen wir ziemlich viele, denn unsere Tomaten bauen wir z.B. so an, dass wir nicht nur frische Tomaten im Sommer genießen können, sondern auch im Winter. Dann allerdings in eingekochter Form.

Ende August kochen wir unsere Tomaten zu mehreren Sorten Tomatensugo im Glas selbst ein. Dieses bringt dann in den Wintermonaten sommerlichen Pfiff in die Kiste. Neben Tomatensugo machen wir auch unser eigenes Sauerkraut aus Kartoffelkombinat-Kohl, kochen Apfelkompott ein und haben seit letztem Jahr eine feine Würzpaste selbst entwickelt und eingemacht – die als Basis für herzhafte Suppen und Eintöpfe und die richtige  Kartoffelkombinat-Würze bringt.

Saisonale Ernährung wird oft mit Verzicht oder schmaler Auswahl an möglichen Lebensmitteln gleichgesetzt. Im Winter ist die Auswahl durchaus limitierter, doch durch Methoden wie Fermentation, Einkochen, Pökeln oder Dörren kann auch der Winter kulinarisch erschlossen werden!

 

Die Gläser schicken uns unsere Genoss*innen mit den leeren Ernteanteilskisten wieder zurück in die Gärtnerei, dort bewahren wir sie bis zur nächsten Einmachaktion auf, waschen sie aus und befüllen sie erneut. Die Deckel werden nicht weiterverwendet – das ist aus Hygiene-Gründen leider nicht möglich. 

Bei unseren Gärtnereimitarbeiter*innen Sophie, Samad und Agnes geht es um die Jungpflanzen und wann der richtige Zeitpunkt für die Bodenvorbereitungen für die Pflanzungen gegeben ist, das Einsetzen derselben auf dem Acker und Säen unsere Saatkulturen. An den Pflänzchen tummeln sich sehr viele Bienen, die in der feuchten Erde der Jungpflanzenstation ihren Durst stillen. Alle paar Stunden werden die Pflänzchen dank automatischer Sprinkleranlage bewässert. Das freut die Pflanzen und die Bienen.

 

Dann wird ersteinmal gesät – Kürbis aus der Tüte. 😉 Natürlich von Bingenheimer.

 

Ich bin neugierig, und schlendere weiter zu unseren Freilandbeeten, um zu schauen, was unsere Kulturen so treiben. Hübsch anzusehen (und sehr lecker) stehen da schon Baby-Brokkoli, roter Kohlrabi, Mangold und Salat in ihrer schönsten Pracht. Und obwohl der Regen gerade gar nicht nach Sommer schmeckt, rüstet unser Team bereits für die trockenste Periode in diesem Jahr auf.

 

Leider ist wieder ein Hitzesommer vorausgesagt, das heißt die Dürre wird voraussichtlich erneut den Wasserbedarf unserer Anbaukulturen in die Höhe treiben. Die Infrastruktur ist bereit „gelegt“. Da wir mehrere Fruchtwechsel auf unseren Böden haben, ändern sich die Standorte der Anbaukulturen jährlich. Auf dem diesjährigen Kürbisacker, wurden die Kartoffeln vor zwei Jahren angebaut. Und auf dem Zucchinifeld von letztem Jahr gedeihen nun unsere Kartoffeln. Das bedeutet, dass auch die Wasserrohre jedes Jahr neu verlegt werden – von Hand.

 

Der Kürbisacker ist fast fertig mit Agrotex bedeckt, Korbinian freut es sichtlich und ich mache mich auf den Weg zurück (per Radl, denn die Wege sind weit) zum Folientunnel.

 

Dort sind Stefan und Moritz dabei, bei gefühlt 100 % Luftfeuchtigkeit den Boden des Folientunnels, in dem unsere Auberginen wachsen, mit Grassilage zu mulchen. Das ist fermentiertes Gras – stinkt wie S*** und mir wird ganz schwummerig.

 

Tapfere Jungs und olfaktorisch wohl schon abgehärteter als ich. Stefan zeigt mir noch den Unterschied zur veredelten Auberginenpflanzen. Im Bild seht Ihr links eine umveredelte Jungpflanze und rechts eine veredelte Pflanze, die bereits viel größer ist und schon erste Mini-Auberginchen trägt. Die Veredelung machen wir nicht selbst, sondern kaufen die Jungpflanzen von einem entsprechenden Jungpflanzenzüchter. Es ist eine traditionelle Form der künstlichen vegetativen Vermehrung von Fruchtkulturen, wie z.B Auberginen, Tomaten und Gurken. Einfach erklärt wird ein Pflanzenteil auf eine andere Pflanze transplantiert bzw. „verklebt“. Das boosted das Wachstum und den Ertrag. 

 

Nächste Woche schaue ich beim Packteam vorbei, und berichte, wie unsere 1.700 Kisten jede Woche für unsere Genoss*innen frisch vorbereitet werden, und versuche den Kartoffelkäfer vor die Linse zu bekommen. Der ist nämlich aus seinem Winterschlaf erwacht und denkt nur an das eine … Er ist zwar durch den Regen in Sachen Liebe etwas abgekühlt, doch der Nachwuchs ist schon unterwegs…

Bis bald!

 

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