In einem unserer letzten Blogartikel haben wir uns die Überwinterungsstrategien der Pflanzen angeschaut. Diesmal geht’s um alles was durch die Gegend krabbelt, kriecht und schwirrt – Insekten und ihre Methoden über den Winter zu kommen….


Insekten – die artenreichste Klasse der Tiervielfalt auf unserem Planeten. Sie alle – ob fliegend, krabbeln oder kriechend – haben verschiedenste Methoden entwickelt, um gut über den Winter zu kommen. Gängige und auch uns, den Menschen, nicht ganz unbekannte Techniken, sind Verkriechen und Verschlafen, Einbuddeln oder die Flucht in wärmere Regionen.

Egal wo und wie sich Insekten verkriechen – die meisten fallen über die stade Zeit in Kältestarre. Hierbei wird die Körperfunktion auf ein Minimum runtergefahren bevor der Frost zuschlägt. Hobbyphysiker*innen stellen sich hier eine berechtigte Frage: Gefrorenes Wasser dehnt sich aus. So auch das Wasser in den Zellen der Insekten – wie können sie dies überleben?

Dazu nutzen Insekten einen raffinierten Trick. Ebenso wie die winterharten Pflanzen entwässern sie ihren Körper, konzentrieren ihre Körpersäfte und lagern Glyzerin oder Zucker ein, welches den Gefrierpunkt der Körperflüssigkeit herabsetzt. So verhindert dieses natürliche „Frostschutzmittel“ das Gefrieren von Gewebeflüssigkeiten bei Minusgraden. Eine Methode die viele fliegenden Insekten wie Marienkäfer, Stechmücken oder auch der Zitronenfalter anwenden. Letzterer kann so bis minus 20° C überleben. Er klammert sich dazu hinter Efeublätter, Brombeersträucher oder ins hohe Gras, erstarrt und wartet auf die ersten warmen Frühlingstage, um langsam zu erwachen.

Andere in unserer Region überwinternde Falter (z.B. Großer und Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge) wiederum benötigen ein frostsicheres Versteck, wie z.B. alte Bäume mit Höhlen oder Reisighaufen aber auch Dachstühle, Geräteschuppen oder Kellerräume sind gut geeignet, um gefahrlos über den Winter zu kommen.

Doch einige zieht es in wärmere Gefilde – wie z.B. manche Schmetterlingsarten, die sich im Herbst Richtung Süden aufmachen. Der Distelfalter bspw. kann mit einer Spannweite von 40 bis 60 mm die Windströmungen nutzen, um Richtung Afrika aufzubrechen. Das klappt nicht immer und für manchen Falter endet die Reise vorschnell auf alpinen Gletschern, wenn ihn ein früher Kälteeinbruch erwischt. Alle gut im Süden gelandeten Falter legen munter mit der Fortpflanzung los und im Mai/Juni des nächsten Jahres fliegt eine neue Generation zurück Richtung Geburtsstätte der Eltern. Bis zu zwei Generationen erblicken dann in Europa das Licht der Welt, bevor sie mit sinkenden Temperaturen zum Jahresende erneut die lange Reise gen Süden antreten.

Verkriechen, Erstarren oder Flucht in den Süden – weitere Methoden, um die kalten Monate gut zu überstehen, sind die Überwinterung als Puppe im Kokon oder Ei im Boden. Kokons sind hängend an Stauden oder Gräsern zu entdecken, aber auch Baumrinden bieten gute Verstecke gegen Fressfeinde. Eier werden zur Überwinterung gerne direkt im Stängel der Futterpflanze, oder dicht daneben im Boden abgelegt – damit die geschlüpfte Raupe im Frühling die Nahrungsquelle direkt vor der Nase hat.

Und wie sieht es am Boden aus? Was machen all die krabbelnden Insekten, die sich nicht verpuppen oder gen Süden flüchten?
Z.B. die Ameisen, die sommers überall anzutreffen sind. Durch ihre unterirdischen Aktivitäten sorgen sie für gute Bodenbelüftung, verteilen auf ihren Transportwegen gerne Samen und verwerten organische Materialien im Ameisenbau. Sie verbringen die frostigen Monate tief in der Erde, sodass ihnen die Kälte nichts anhaben kann. Alle Ein- und Ausgänge ihres Winternestes werden verschlossen und der ganze Ameisenstaat fällt in eine gemeinschaftliche Winterstarre. 

Im Singledasein verstecken sich dagegen junge Hummelköniginnen gerne in Ritzen, Laubhaufen, unter Totholz oder in alten Mäusenestern, um den Winter zu überstehen, denn sie haben einiges vor. Im Herbst sind sie als letzte Brut geschlüpft, haben sich verpaart und warten nun erstarrt auf den Frühling. Die alte Königin und die ausgedienten Arbeiterinnen quittieren ihren Dienst und sterben, sobald es kälter wird. So machen sie Platz für die junge Regentin, die mit den ersten wärmeren und helleren Tagen im Februar hungrig aufbricht, auf der Suche nach Frühblühern und einem eigenen Staat.

Wildbienen überdauern die „stade Zeit“ nur selten. Die meisten sind einjährige Geschöpfe und sterben bereits im Sommer, nachdem sie für Nachwuchs gesorgt haben. Diesen legen sie in Brutzellen im Boden, in Käferbohrlöchern oder in Pflanzenstängeln ab. Die Brutzelle wird vorab ausreichend mit Proviant bevorratet und verschlossen, bevor die Elterngeneration das Zeitliche segnet. Aus dem Ei schlüpft dann recht bald als Vollwaise eine Larve, frisst sich satt, sitzt den Winter als Puppe aus, um dann im Frühjahr zu schlüpfen und selbst Nach- wuchs zu zeugen.

Der Kollege Laufkäfer wiederum überwintert als Larve oder ausgewachsenes Exemplar am liebsten im Boden. Laufkäfer sind hilfreiche Schädlingsbekämpfer, denn sie können pro Tag das Dreifache des eigenen Körpergewichts verputzen. Im Frühjahr schlüpft die Käferlarve im Boden und frisst sich erstmal an Schnecken, Würmern und Raupen satt. Strukturen wie Wiesen, Hecken, Totholz- und Laubhaufen kommen den Käfern dabei entgegen, denn sie benötigen einen humusreichen Boden mit viel Bodenleben für ihre ausgedehnten Fressstreifzüge.

Kleine Insekten, wie Marienkäfer, Florfliegen und z.B. Stechmücken suchen sich für ein winterfestes Versteck meist Ritzen und Spalten hinter Baumrinden, in Reisighaufen oder Nischen in und an Gebäuden. Wie die Ameisen verfallen sie dort in eine Winterstarre und harren geduldig dem Frühling.

Alle genannten Insekten reagieren in Ihren Winterquartieren oder auf Ihren Reiserouten sehr sensibel auf Temperaturunterschiede und sind auf stabile jahreszeitliche Abläufe angewiesen, um ihr Überleben zu sichern. Durch den Klimawandel geraten die fein aufeinander abgestimmten natürlichen Kreisläufe immer mehr aus dem Tritt. Zum Leidwesen vieler Tierarten und Insekten, die dies mit ihrem Leben bezahlen.

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