Hier auf unserem Blog möchten wir nicht nur von Kohlrabi, Keule und Kisten berichten, sondern auch immer wieder Denkanstöße liefern. Heute: (nachhaltige) Realität schaffen.

Als Genossenschaft mit über 3.000 Haushalten (also gut 7.000 Menschen) stehen wir mittendrin in der Realität, die Prof. Dr. Maja Göpel (Transformationsforscherin) in ihrem Vortrag neulich auf der re:publica in Berlin beschreibt:Reaktionär. Generationen, Zeitgeister und Zukunft. Die Welt taumelt zwischen digitalem Mittelalter und illusionärem Fortschritt. Warum folgen wir bereitwillig destruktiven Kräften – und was können Hoffnung, Resilienz und Aufmerksamkeitsökonomie dagegen ausrichten?

Der Gegenwind ist kein Zufall – sondern Strategie

In ihrem Vortrag zeigt Göpel sehr eindringlich, was gerade passiert: Immer, wenn Bewegungen etwas verändern – sei es durch Klimaproteste, Antirassismus, Feminismus und/oder Gendern –, folgt eine Gegenbewegung. Und diese Gegenwehr ist nicht nur reflexhaft. Sie ist oft strategisch und sagt: „Ihr seid zu extrem, ihr habt’s übertrieben. Ihr seid schuld, dass die Menschen sich abwenden.“

Aber das Ziel dahinter ist klar: Stillstand. Machterhalt. Wer Privilegien hat, will sie nicht teilen. Also wird Stimmung gemacht. Gegen Migration, gegen Vielfalt, gegen Wandel. Nicht, weil es wirklich zu viel wird – sondern weil es unbequem wird.

Göpel macht klar, dass diese Reaktion nicht harmlos ist. Sie drängt demokratische Errungenschaften zurück. Das Versprechen liberaler Gesellschaften – Freiheit, Würde, Teilhabe – wird ausgehöhlt. Artikel 1 unseres Grundgesetzes steht in der Theorie, aber in der Praxis bröckelt er.

Was hält uns zusammen? 

Göpel stellt die entscheidende Frage: Was verbindet uns eigentlich noch? Was sind unsere geteilten Werte – jenseits von Likes, Parteigrenzen und Shitstorms? Die Wahrheit ist: Viele wissen das nicht mehr. Oder spüren es nicht. Stattdessen: Zynismus, Rückzug, Dauer-Empörung.

Dabei ginge es auch anders: emotional, aber verbindend. Wütend, aber nicht spaltend.
„Haltet es doch mal aus“, sagt Göpel sinngemäß – „dann bekommt Ihr auch erklärt, warum z.B. Gendern wichtig ist. Warum Vielfalt kein Angriff, sondern eine Einladung ist.

Bullshit-Show oder Zukunftsgestaltung

Wem geben wir unsere Aufmerksamkeit? Was lesen wir? Worüber sprechen wir? Was geben wir weiter?

Der öffentliche Raum ist überflutet mit Negativschlagzeilen, Trump-Meldungen, AFD-Provokationen. Das ist kein Zufall – „flood the zone with shit“, wie es Trumps ehemaliger Berater Steve Bannons formuliert hat, ist Teil der Strategie. Denn, wenn wir nur noch auf das Stakkato der Meldungen reagieren (können), haben wir keine Kraft mehr fürs Gestalten.

Göpel sagt: „Diese Bullshit-Show macht uns glauben, dass wir zu wenige sind. Dass eh niemand mehr zuhört. Dass es nichts bringt.“

Aber das stimmt nicht. Wir sind viele. Wir sind verbunden. Und wir können entscheiden, worauf wir schauen. Was wir wachsen lassen. Was wir (in unsere Leben und die Gesellschaft) einladen. Und wie wir miteinander umgehen.

Wir als Kartoffelkombinat versuchen genau das: Räume zu schaffen, in denen Anderes möglich ist. Solidarisch wirtschaften, gemeinsam entscheiden und dem Gemeinwohl zuarbeiten. Wir wollen offen sein statt ausgrenzend. Einladen statt abschotten. Und ja, auch mal unbequem sein – aber nie mit dem Ziel, andere zu überfahren. Sondern, um gemeinsam zu verstehen, was uns verbindet.

Den Vortrag von Maja Göpel gibt’s hier: kartoffelkombinat.de/republica

Sehr zu empfehlen ist auch der Debattenkompass – dieser hilft, Gespräche zu führen, die nicht sofort in Meinungsgräben kippen. Zum kostenlosen PDF geht’s hier: kartoffelkombinat.de/d-kompass

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