Jungpflanzenanzucht

Roter Chinakohl wächst in unseren Anzuchthäusern

Jungpflanzen sind ein essenzieller Bestandteil des Gemüseanbaus, denn ohne Jungpflanzen kein Gemüse. Ihre Aufzucht ist jedoch eine Kunst für sich.

Keimtemperatur, Lichtverhältnisse, Substrat also Erde, Pflanzbehältnis, Feuchtigkeit und schlussendlich die Keimkraft – so viele Faktoren, bei denen etwas falsch laufen kann. Hinzu kommt, dass die Pflanzen sich hinsichtlich ihrer Präferenzen oftmals komplett unterscheiden. Der Salat ist ein klassischer Kaltkeimer, wohingegen die Paprika z.B. zu den Samen gehört, die sich erst bei ca. 26 Grad anfangen zu rühren. Das Basilikum ist ein Lichtkeimer und mag es oben ohne (Erde), der Schnittlauch dagegen gut bedeckt in 2 cm Tiefe.

Im Amateurbereich gleicht die Anzucht deswegen immer ein wenig einem Experiment, mal wird es was und mal eben nicht.

Das ÖBZ (Ökologische Bildungszentrum) hat im Rahmen seiner Online-Veranstaltungen zum Thema Saatgut und biologische Vielfalt besonders praxiserprobte Sorten zusammengetragen und gibt Tipps zu Anzucht, Pflege und Verarbeitung.

Tomaten/Paprika/Chilli
http://www.kartoffelkombinat.de/3x3tomaten (PDF)

Brokkoli/Kohlrabi/Spitzkraut
http://www.kartoffelkombinat.de/3x3kohl (PDF)

Den „experimentellen“ Charakter kann sich der Profibereich nicht leisten, denn hier dominieren Planungssicherheitund Risikominimierung. Die landwirtschaftlichen Betriebe haben oftmals nur kurze Zeitfenster, in denen die Auspflanzungen erfolgen können. Eine Tomatenpflanze zum Beispiel erst 2 Wochen später zu setzen oder in einem Stadium, in der die Pflanze noch nicht stark genug ist, kann fatale Folgen haben. Die Früchte werden zu spät reif, die Pflanzen sind zu schwach und damit viel anfälliger für Krankheiten. All das spielt eine große Rolle und kostet schlussendlich Zeit und Ressourcen, von denen die meisten Betriebe immer zu wenig haben.

Die Lösung sind hochspezialisierte Betriebe mit einer ausgefeilten technischen Ausrüstung und optimaler Ausstattung, um den jungen Pflanzen den bestmöglichen Start zu bereiten. Um das zu gewährleisten, sind die Gewächshäuser optimal belüftet,die Temperaturen und Lichtverhältnisse werden automatisch angepasst, die meiste Arbeit übernehmen Maschinen und es wird kein Handgriff zu viel gemacht.

Auch wir beziehen unsere Setzlinge größtenteils von einem Betrieb für Jungpflanzenanzucht (Naturland zertifiziert). Nur so können wir geplante Erntemengen gewährleisten und unsere Zeitpläne für Fruchtfolgen etc. einhalten.

Dennoch, als Ausbildungsbetrieb sehen wir uns in der Verantwortung und auch für die gärtnerische Praxis ist es uns wichtig, den Bezug zur Anzucht nicht zu verlieren. Deswegen werden gewisse Pflanzenraritäten, die nur als Saatgut zu bekommen sind, wie z.B. Cardy, Roter Chinakohl und Spargelsalat bei uns immer noch per Hand ausgesät und dürfen im sogenannten „Kindergarten“ zu ihrer vollen Stärke heranreifen. Dafür nehmen wir es auch gerne in Kauf, jeden Tag die zarten Pflänzchen auf- und abzudecken, die Belüftung sicherzustellen und die Temperatur zu regulieren.

Auf unsere Topfkulturen, normalerweise mehrere tausend Töpfe Petersilie und Basilikum, die wir in unseren Anzuchthäusern eigenhändig großziehen, müssen wir dieses Jahr leider aufgrund von fehlenden Mitarbeiter*innen verzichten.

Eine Wurmkiste bauen – Teil 3: Die Behausung

In unserem finalen Beitrag zur Wurmkiste werfen wir einen genaueren Blick auf die Kiste selbst und versuchen das grundlegende Prinzip zu verstehen. Wie sieht so eine Wurmkiste denn eigentlich aus? 

Sie kann aus Holz oder Kunststoff sein und mindestens aus zwei Kammern bestehen – ob horizontal oder vertikal als Turm spielt dabei keine Rolle. In der einen Kammer befindet sich (irgendwann) der Wurmhumus und in die andere werden die organischen Abfälle gegeben.

Die Trennwand zwischen den Kammern sollte Löcher haben, damit die Würmer hin und her wandern können. Die Kiste sollte unbedingt luftdurchlässig sein, bei Holz ist das auf natürliche Weise bereits gegeben. Weil die Würmer kein Licht mögen, sollten die Behälter einen Deckel haben, der auch verhindert, dass die kleinen Mitbewohner ihre Kiste eigenständig verlassen. 

Welche Art von Kiste Ihr braucht, hängt vor allem vom Standort der Wurmkiste ab. Bevor Ihr startet, solltet Ihr Euch deshalb überlegen, wo die Kiste später stehen soll. Soll die Wurmkiste im Haus stehen oder draußen, auf dem Balkon oder geschützt im Garten? In der Küche braucht es vielleicht eine optisch ansprechendere Variante als im Keller und auf dem Balkon/Garten sollte die Kiste leicht winterfest zu machen sein, denn die Würmer mögen keinen Frost.

Wurmkisten könnt Ihr fertig kaufen oder selber bauen. Eine Auswahl an Bezugsadressen und Selbstbau-Anleitungen haben wir für Euch zusammengestellt: 

Selbstbauanleitungen:

Video-Tutorial Plastikeimer (via Youtube)

Video-Tutorial Holzkiste (SWR)

Bauanleitung Holzkiste

Bauanleitung Holz- oder Plastikkiste

Bauanleitung für eine große Wurmfarm aus Europaletten (PDF)

Bauanleitung Mörteleimer

Bezugsquellen & Anbieter

wurmkiste.at

Hamburger Wurmbank

Wurmwelten

brettbude

Kleiner Wurmschaukasten

Vernetzungsmöglichkeiten, z.B. um Würmer zu tauschen oder Sammelbestellungen zu organisieren finden Genoss*innen in unserem Community-Space für Wurmkisten-Betreiber*innen und Interessierte unter www.kartoffelkombinat.de/wurmkiste

Der Start Eurer Wurmkiste läuft dann konkret folgendermaßen ab:

  1. Zunächst braucht Ihr etwas Altpapier: Zerschnipselt es und weicht es in Wasser ein. Außer farbig bedrucktem und Hochglanzpapier könnt Ihr alle Papierarten verwenden.
  2. Gebt die eingeweichten Altpapier-Schnipsel einige Zentimeter hoch in eine Kammer der Wurmkiste.
  3. Auf das eingeweichte und zerschnipselte Papier gebt Ihr die Würmer mit dem Substrat, in dem Ihr sie gekauft oder getauscht habt. So haben die lichtscheuen Tiere ausreichend Gelegenheit, sich zurückzuziehen.
  4. Dann gebt Ihr jeden Tag etwas Biomüll auf das Papier und das Substrat zu den Würmern in die Kiste.

Die andere Seite vom Gitter lasst Ihr leer. Da die Abfälle zunächst einige Tage von Kleinstlebewesen (siehe Teil 2: Bodenleben) bearbeitet werden, bis die Würmer sie fressen können, solltet Ihr die ersten Tage nicht zu viele Abfälle hineingeben. Doch schon nach wenigen Tagen könnt Ihr die Menge stetig erhöhen, dabei solltet Ihr allerdings unbedingt darauf achten, was Eure Haustierchen zu Fressen bekommen (siehe Teil 1: Würmer).

Der erste Wurmkompost ist nach drei Monaten fertig. Um den Kompost zu ernten, gebt Ihr nur noch auf der einen Seite des Trenngitters Futter in die Kiste. Die Würmer bemerken, dass auf der bisherigen Seite kein Nahrungsnachschub kommt und wandern durch das Gitter auf die andere Seite. Die bisherige Seite ist nach etwa einem Monat (größtenteils) wurmfrei.

Mit einer Wurmkiste lassen sich viele Bioabfälle ganz einfach selber recyceln und dabei wertvoller Bio-Dünger für Balkonkästen und Gartenbeete gewinnen. Die Würmer helfen fleißig dabei, den Nährstoffkreislauf zu schließen.

Eine Wurmkiste bauen – Teil 2: Das Bodenleben

In unserem vorherigen Wurmkisten-Beitrag haben wir uns den Kompostwürmern gewidmet, die sicherlich größten und auch bekanntesten Mitbewohner in der Wurmkiste. Doch neben den Würmern gibt es da auch noch andere Kleintiere.
 

Diese sind für den Kompostprozess ebenso wichtig wie die Würmer und sollten genauso wie diese in der Kiste bleiben. Unter anderem finden wir dort …

  • Enchyträen
  • Asseln
  • Hundert- und Tausendfüßer
  • Milben
  • Springschwänze
  • Einzeller, Bakterien und Pilze (viele, mit bloßem Auge unsichtbar)

Sie alle haben wichtige Funktionen. Bakterien und Pilze besiedeln die Grünabfälle und weichen sie auf, sie werden dann von Milben, Springschwänzen oder auch den Würmern gefressen und wieder andere, wie die Hundertfüßer leben als Räuber und helfen so, die Population in der Kiste in einem Gleichgewicht zu halten.

Mehr über die Mitbewohner der Würmer erfährst du hier.

Anhand der Anzahl ihrer Beine lassen sich die verschiedenen Gruppen der Kleintiere leicht unterscheiden. Während die Asseln, Tausend- und Hundertfüßer über mindestens 14 Beine verfügen, haben Spinnentiere (wie z.B. Milben) acht und Insekten sechs Beine. Häufige bis massenhaft vorkommende Insekten sind die Springschwänze, wichtige Zersetzer von Laub und anderen abgestorbenen Pflanzen. Sie sind winzig und nur mit einer Lupe gut zu betrachten. Auch häufig vertreten sind die Enchyträen, bis zu 1 cm lange Ringelwürmer, die ebenso wie die Kompostwürmer zu den Bodenlebewesen ohne Beine gehören.

Kaum zu glauben: In einer Handvoll gutem Humusboden befinden sich mehr Lebewesen, als es Menschen auf der Erde gibt!

Eine geeignete Wurmkiste hat die Aufgabe, dieses wuselige „Stück Natur“ so von unserem Wohnraum abzugrenzen, dass sowohl wir als auch die Kompostlebewesen damit glücklich werden.

Die grundsätzliche Idee ist es, den Würmern einen Lebensraum zu bieten, der wie ein Waldboden aufgebaut ist. Im besten Fall schaffen wir ein Milieu in dem sich die Würmer ebenso wohlfühlen wie in der freien Natur. Während sich Kompostwürmer dort von einer Vielzahl an Blättern, abgestorbenen Pflanzenresten und Mikroorganismen ernähren, ist die Nahrung aus der menschlichen Küche deutlich einseitiger. Vor allem die Versorgung mit notwendigen Mikronährstoffen ist oft schwierig, da sich Naturkreisläufe in künstlichen Systemen wie einer Wurmkiste nur schwer vollständig imitieren lassen.

Als logische Konsequenz läuft in vielen Wurmkisten einiges schief. Einige Besitzer sind schlecht informiert oder unterschätzen die Lebensansprüche der Würmer. Andere verlieren nach einer Weile das Interesse und werden die Bedingungen in den Kisten nicht (mehr) regelmäßig kontrolliert, kommt es schnell zu einem Massensterben. Deswegen ist es besonders wichtig, sich vorab gut zu überlegen, was das Betreiben einer Wurmkiste mit sich bringt.

In unserem nächsten Beitrag widmen wir uns der Behausung dieser nützlichen Tierchen, nämlich der Wurmkiste und ihrem Aufbau. 

Eine Wurmkiste bauen – Teil 1: Die Würmer

Unser Team-Mitglied Sahar fragt sich schon seit Längerem, wie sie in ihrem Haushalt kompostieren kann, um den Bioabfall selbst wieder in den Kreislauf einzubringen. Aus der Beantwortung dieser Frage machen wir in den nächsten Woche eine kleine Serie.
 

Bei ihren Recherchen stößt sie immer wieder auf Wurmkisten und Bokashi. Sie fühlt sich mehr zu den Würmern hingezogen, vielleicht weil es ihr natürlicher vorkommt. Vor einiger Zeit setzte sie dann ihre Idee in die Tat um, doch alle Würmer starben. Was also tun, damit sich das Wurm-Debakel nicht wiederholt? Wer sind diese kleinen Tierchen und was brauchen sie, damit sie sich in der Wurmkiste wohlfühlen?

In der Wurmkiste leben Kompostwürmer  und produzieren Wurmkompost, genauer gesagt: Wurmkot. Dieser enthält bis zu siebenmal mehr Nährstoffe als Gartenerde und ist ein wertvoller Biodünger. Kompostwürmer sind Regenwürmer, die sich auf das Fressen von organischem Material spezialisiert haben und sich sehr schnell vermehren. Denn Regenwurm ist nicht gleich Regenwurm. In Deutschland leben 46 Arten. Am häufigsten vertreten sind der Tau- und der Kompostwurm. Der Tauwurm wird zwischen neun und dreißig Zentimeter lang. Der Kompostwurm ist etwas kleiner: sechs bis dreizehn Zentimeter.

Es gibt drei Wurmarten, die am häufigsten in unseren Komposthaufen anzutreffen sind und am liebsten in Wurmkisten gehalten werden, um möglichst schnell und effektiv Pflanzenabfälle zu verwerten. Eisenia Fetida (Foetida), Eisenia Andrei, Eisenia Hortensis (Dendrobena). Jede Art, hat ihre Vor- und Nachteile. Während Fetida und Andrei lieber einen höheren Anteil von frischem Bio-Müll als Futter mögen, so bevorzugt Eisenia Hortensis einen sehr hohen Anteil an „braunem Material“ (= Zuchterde, Karton, Papier,…).

Im Grunde genommen sind Würmer Vegetarier, die alles fressen, was einmal Pflanze war und jetzt tot ist. Würmer fressen keine lebenden Pflanzenteile. Wie auch beim Menschen, ist eine abwechslungsreiche Ernährung sehr wichtig. Bei der Kompostierung von Bioabfällen mit Kompostwürmern, sollte man zwingend zwischen zwei verschiedenen Futter-Arten unterscheiden:

  • Stickstoffhaltiges Futter:
    Normale Grün-Abfälle und Bio-Müll sind sehr reich an Stickstoff. Dieses Futter sollte maximal zwei Drittel des Futters ausmachen. Regenwürmer können in diesem Futter nicht leben und keine Kokons ablegen, sie können es nur fressen und zu Wurmhumus verarbeiten. Es ist also so ein bisschen wie „die Küche im Wurm-Haus“.

  • Kohlenstoffhaltiges Futter:
    Kokosfaser, reifer Kompost, ungedüngte Graberde, Papier- und Kartonschnipsel, sowie Heu, Stroh und Pferdemist, können als Kohlenstoff-Futter dienen. Die Würmer benötigen einen gewissen Anteil, um gesund leben und schnell und gut arbeiten zu können. Die Empfehlung ist mindestens ein Drittel des Futterangebots mit Kohlenstoff reichem Futter zu decken. Gleichzeitig dient es als Rückzugsort, Brutstätte und zur Auflockerung des Substrates, samt Einschluss von Sauerstoff, welchen die Würmer zum Atmen benötigen.

Unter optimalen Umständen kann ein Kompostwurm ca. die Hälfte seines Körpergewichts pro Tag an Bio-Müll verwerten. Daher sollte in der Wurmkiste immer eine ca. 10 cm hohe Schicht an Futter beibehalte werden. Weniger ist kein Problem, zu viel hingegen schon, denn dann entstehen anaerobe Bedingungen (es kommt nicht genug Sauerstoff hinzu) und das Ganze beginnt zu faulen. Durch vorheriges Zerkleinern des Futters wird die Oberfläche vergrößert und bietet somit mehr „Angriffsfläche“ für die Mikroorganismen und die Kompostwürmer, die Kompostierung wird erheblich beschleunigt. Damit die zahnlosen Würmer fressen können, müssen nämlich zuerst Bakterien und Pilze die Zerkleinerungsarbeit erledigen. Aber davon mehr in unserem nächsten Beitrag.

Mehr über den Wunder-Wurm erfährst du hier.