TUM-Studie untermauert Bio-Ausbauziel

Die ökologische Landwirtschaft entlastet die Umwelt und erspart der Gesellschaft dadurch hohe Kosten.
 

Das zeigt eine aktuelle Studie der TU München und beziffert die Kosteneinsparungen aufgrund geringerer Stickstoff- und Treibhausgasemissionen im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft auf 750 bis 800 Euro pro Hektar und Jahr. Für die in Deutschland aktuell ökologisch bewirtschaftete Fläche ergibt sich damit bereits jetzt ein eingesparter Betrag in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. Mit dem von der Bundesregierung angestrebten Ziel von 30 Prozent Ökolandbau würden Kosten in Höhe von jährlich vier Milliarden Euro vermieden.

Laut der Studie halbieren sich nicht nur die flächenbezogenen Treibhausgasemissionen im ökologischen Pflanzenbau. Durch den Verzicht auf Mineraldüngerstickstoff und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel benötigt der Ökolandbau auch gerade einmal die Hälfte des Energieeinsatzes im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft. Dadurch ergeben sich geringere CO2-Emissionen und eine deutlich verminderte Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.

Hubert Heigl, Vorsitzender der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e.V. (LVÖ) sagt:

„Wer die Umwelt belastet, verursacht Kosten, die letztlich die gesamte Gesellschaft aufbringen muss. Wer die Umwelt entlastet, erspart der Gesellschaft diese Kosten. Mit den beeindruckenden Zahlen aus der neuen Studie der TU München wird deutlicher denn je: Der Umbau der Landwirtschaft hin zum ökologischen Landbau ist auch eine ökonomische Notwendigkeit.

Wir wissen aus dem Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft, dass die durch die Landwirtschaft verursachten Umweltschäden allein in Deutschland 90 Milliarden Euro betragen. Hier geht es um ein gewaltiges Marktversagen – denn diese Kosten sind in den Produkten nicht eingepreist. 

Der Ökolandbau steht hier mit seinen umfassenden Lösungsansätzen bereit. Wir brauchen das, was der Ökolandbau nachhaltig fördert: Artenvielfalt, fruchtbare Böden, sauberes Wasser, Klimaschutz. Und wir müssen vernünftig und umfassend rechnen: Die in der Studie der TUM aufgezeigten Kosteneinsparungen machen klar, dass sich jeder Euro auch monetär lohnt, den wir für die möglichst schnelle Erreichung des 30-Prozent-Ziels einsetzen.“

Die Studie zu „Umwelt- und Klimawirkungen des ökologischen Landbaus“ wurde an der TU München am Lehrstuhl für Ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme unter der Leitung von Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen erstellt. Die Studie basiert auf Untersuchungsergebnissen im deutschlandweiten Netzwerk von Pilotbetrieben und Ergebnissen aus Dauerfeldexperimenten. Untersucht wurden:

  • Stickstoffkreislauf

  • Stickstoffemissionen 

  • Energiebilanz

  • Energieeffizienz

  • Humusbilanz

  • Bodenkohlenstoffbindung

  • Treibhausgasbilanz

  • Klimawirkungen

Die Treibhausgas- und Stickstoffemissionen wurden mit mittleren Umweltkosten bewertet und so eine Kostendifferenz zum konventionellen Landbau berechnet.

Fazit der Studie:Je schneller die Umstellung auf ökologischen Landbau erfolgt und je größer die Öko-Anbaufläche ist, umso größer ist die Umweltentlastung und Kosteneinsparung für die Gesellschaft“.

Eine Kurzfassung der Studie findet Ihr hier zum Download.

Bhutan und das Märchen vom gebrannten Kind

Vermutlich haben sich die meisten von uns schon einmal den Satz „ein gebranntes Kind scheut das Feuer“  anhören müssen. Eltern versuchen damit auszudrücken, dass jeder Mensch seine eigenen Fehler machen muss und daraus individuelle Lehren zieht. Doch das muss nicht so sein, wie das südasiatische Königreich Bhutan unter Beweis stellt:

Aus der Sicht industrialisierter Wohlstandsnationen wird Entwicklungsländern oftmals der eine oder andere Fehltritt auf dem Weg zum modernen Industriestaat zugestanden. Die Ziele der internationalen Wettbewerbsfähigkeit scheinen enorme Ressourcenverschwendungen, Umweltverschmutzung und soziale Ausbeutung zu heiligen. „Wir haben damals schließlich die gleichen Fehler gemacht und können anderen diese Erfahrung nun nicht verwehren“, hört man es aus den Industrieländern antworten (Dabei sei allerdings angemerkt, dass wir diese Fehler bisher ebenso wenig überwunden haben).

Das Königreich Bhutan verfolgt einen anderen Ansatz und will zumindest die Fehler der westlichen industriellen Landwirtschaft nicht wiederholen. Aus diesem Grund hat die Regierung von Bhutan zuletzt Pläne veröffentlicht, nach denen der Verkauf von Herbiziden und Pestiziden in dem Land verboten werden soll. Die Landwirtschaft soll sich auch angesichts einer wachsenden Nachfrage auf die Verwendung organischer Dünger beschränken. Durch diese Entscheidung werden Agrarkonzernen wie Monsanto und Syngenta, die seit einigen Jahren auch in Bhutan neue Absatzmärkte wittern, klare Absagen erteilt. Die Entscheidung gegen intensivere Landwirtschaft ist nicht unproblematisch: eine stark wachsende Bevölkerung und stetig steigende Nachfrage aus dem naheliegenden Ausland haben schon andere Länder den Verlockungen der Agrarindustrie erliegen lassen. Umso bemerkenswerter ist die veröffentlichte Regierungserklärung Bhutans, in der sie sich auf nationaler Ebene zum biologischen Landbau bekennt. In Bhutan hat man die Abhängigkeit der Menschen von einer intakten Umwelt erkannt und zieht die richtigen Schlüsse. Besser (leider nicht öfter) als aus eigenen Fehlern, lernt man anscheinend doch aus den Fehlern der anderen.

Weitere Informationen zu diesem Thema können auch hier nachgelesen werden.