Bhutan und das Märchen vom gebrannten Kind

Vermutlich haben sich die meisten von uns schon einmal den Satz „ein gebranntes Kind scheut das Feuer“  anhören müssen. Eltern versuchen damit auszudrücken, dass jeder Mensch seine eigenen Fehler machen muss und daraus individuelle Lehren zieht. Doch das muss nicht so sein, wie das südasiatische Königreich Bhutan unter Beweis stellt:

Aus der Sicht industrialisierter Wohlstandsnationen wird Entwicklungsländern oftmals der eine oder andere Fehltritt auf dem Weg zum modernen Industriestaat zugestanden. Die Ziele der internationalen Wettbewerbsfähigkeit scheinen enorme Ressourcenverschwendungen, Umweltverschmutzung und soziale Ausbeutung zu heiligen. „Wir haben damals schließlich die gleichen Fehler gemacht und können anderen diese Erfahrung nun nicht verwehren“, hört man es aus den Industrieländern antworten (Dabei sei allerdings angemerkt, dass wir diese Fehler bisher ebenso wenig überwunden haben).

Das Königreich Bhutan verfolgt einen anderen Ansatz und will zumindest die Fehler der westlichen industriellen Landwirtschaft nicht wiederholen. Aus diesem Grund hat die Regierung von Bhutan zuletzt Pläne veröffentlicht, nach denen der Verkauf von Herbiziden und Pestiziden in dem Land verboten werden soll. Die Landwirtschaft soll sich auch angesichts einer wachsenden Nachfrage auf die Verwendung organischer Dünger beschränken. Durch diese Entscheidung werden Agrarkonzernen wie Monsanto und Syngenta, die seit einigen Jahren auch in Bhutan neue Absatzmärkte wittern, klare Absagen erteilt. Die Entscheidung gegen intensivere Landwirtschaft ist nicht unproblematisch: eine stark wachsende Bevölkerung und stetig steigende Nachfrage aus dem naheliegenden Ausland haben schon andere Länder den Verlockungen der Agrarindustrie erliegen lassen. Umso bemerkenswerter ist die veröffentlichte Regierungserklärung Bhutans, in der sie sich auf nationaler Ebene zum biologischen Landbau bekennt. In Bhutan hat man die Abhängigkeit der Menschen von einer intakten Umwelt erkannt und zieht die richtigen Schlüsse. Besser (leider nicht öfter) als aus eigenen Fehlern, lernt man anscheinend doch aus den Fehlern der anderen.

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