Kohlgemüse: Saisonale Vitamin-C-Quelle

Winterzeit ist Kohlzeit. Früher legte man im Herbst den Kohl ein, um ihn für die kalte und licht arme Zeit zu konservieren, in der die Vitamine dringend gebraucht wurden.

Heute ist das Einmachen von Gemüse wieder ein Trend: frisches Sauerkraut erlebt eine Renaissance und Fermentierworkshops haben großen Zulauf. Und das zurecht, denn das Kraut ist eine wahre Vitaminbombe! Weißkohl, Spitzkohl, Wirsing und Co. enthalten genau so viel Vitamin C wie Zitrusfrüchte. Nur der Grünkohl und die rote Paprika haben sogar einen noch höheren Vitamin-C-Gehalt. 

Nicht ohne Grund zählt der „Kale“, wie der Grünkohl in den USA genannt wird, als sogenanntes Superfood. Und tatsächlich gibt es im englischsprachigen Raum vielfältige Rezepte mit Grünkohl. Einer der Klassiker ist dabei der „Kale Salad“, ein einfacher Salat aus Grünkohl. Ihn gibt es in unzähligen Variationen und die Inhaltsstoffe bleiben durch die rohe Zubereitungsweise alle enthalten. Denn Grünkohl enthält neben sehr viel Vitamin C auch sekundäre Pflanzenstoffe, Kalium und sogar Proteine. Damit ist Grünkohl ein kalorienarmer Proteinlieferant.

Grünkohlsalat
Für den Salat aus Grünkohl braucht es nicht viel: ein paar frische Stängel Grünkohl und ein Dressing aus gutem Olivenöl, Zitronensaft, 1 Knoblauchzehe (wenn gewünscht), Salz und Pfeffer, Basta. Den Grünkohl hierzu gründlich waschen, die Blätter von den Stängeln ziehen, ganz junge Stängel könnt Ihr auch mitessen. Schön klein schneiden und am besten einmal mit der Salatschleuder trocknen. Das Dressing über den Grünkohl geben und „einmassieren“, vorzugsweise tatsächlich mit den Händen.

Diesen ganz einfachen Basissalat könnt Ihr dann noch ergänzen mit Toppings. Gebt zum Beispiel noch ein paar geröstete Pinienkerne, gehobelten Parmesan und Brotcroutons darauf, dann erinnert er etwas an Ceasarsalad. Oder Ihr gebt ein wenig Walnüsse und kleine Apfelstücke dazu. Hier könnt Ihr ganz nach Eurem Gusto garnieren. Um eine vollwertige Mahlzeit zu erhalten, ergänzt das Ganze noch mit Quinoa, Kichererbsen oder Bohnen. Viel Inspiration findet Ihr im Internet unter den Suchbegriffen „Kale Salad“ oder „Kale Bowl“.

Sauerkraut Selbstgemacht
Die äußeren Blätter entfernen und zur Seite legen (brauchen wir später noch mal), den Kopf halbieren und den Strunk entfernen. Den Weißkohl fein hobeln oder in dünne Streifen schneiden, in eine Schüssel geben und Salz hinzufügen. Das Salz mit (gut gewaschenen) Händen in den Kohl einmassieren und das Ganze gut durchkneten für ca. 5-10 Minuten. Der Kohl soll und wird dabei Flüssigkeit verlieren – je mehr, desto besser. Diese jedoch nicht wegschütten, brauchen wir noch.

Den Kohl in ein Einmachglas füllen und ihn mit einem Stößel oder der Hand fest im Glas andrücken. Bitte achtet unbedingt darauf, dass das Glas und der Deckel sauber und steril (heiß gespült) sind. Nun die Flüssigkeit dazugeben, sodass der Kohl ca. 3 Fingerbreit bedeckt ist. Zuoberst ein Kohlblatt verwenden, um das Kraut zu „verschließen“. 

Jetzt muss sichergestellt werden, dass der Kohl während der Gärung nicht an die Oberfläche steigen kann. Dazu könnt Ihr z.B. ein umgekehrtes Schnapsglas nehmen und es zwischen Krautblatt und Deckel klemmen, bevor Ihr ihn zudreht. 

Es kann passieren, dass während der Gärung der aufsteigende Saft etwas austritt, deswegen am besten etwas unterlegen und ca. zwei Wochen lang bei Zimmertemperatur dunkel lagern, danach ist das selbst gemachte Sauerkraut verzehrfertig. Ihr könnt es aber auch noch mehrere Monate kühl stellen, es reift während der Lagerung weiter und verändert seinen Geschmack.

Weitere Kohlrezepte und Hintergrundinfos findet Ihr in unserer WebApp unter
www.kartoffelkombinat.de/webapp.

Winterwunder Wurzelgemüse

In unserer saisonalen Gemüseversorgung gibt es speziell im Winter ein paar Herausforderungen, denn alle Jahre wieder kommt die Zeit, in der unser Ernteanteil dominiert wird von dem sogenannten Wurzelgemüse.

Tatsächlich ist Wurzelgemüse ein Sammelbegriff für Wurzeln, Knollen und diverse Mischformen. Darunter fallen die altbekannten wie Kartoffel und Möhre, der Knollensellerie, die Beten (gelbe, rote etc.), die kaum unterscheidbaren Pastinake und Petersilienwurzel, die Schwarzwurzel, Steckrübe sowie Kohlrabi, aber auch Rettich und Radieschen. Sie alle haben eines gemeinsam, ihre essbaren Wurzeln oder Knollen sind das nährstoffreiche Speicherorgan der Pflanze. In ihnen speichert sie die Energie, die sie zum Wachsen braucht. 

Kein Wunder also, dass der Verzehr der Wurzeln in unserer Ernährung schon seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle spielt. In der kargen Winterzeit liefern sie uns die dringend benötigten Mineralstoffe und Vitamine. So ist etwa das Carotin der Möhre ein starker Schutzstoff für unsere Zellen und wirkt antioxidativ. Die Bete ist besonders gesund durch ihren Mineralstoffreichtum und enthält unter anderem Kalium, Eisen, Zink, Folsäure sowie Betalaine (zellschützend und antioxidativ). Viele gesundheitsfördernde Stoffe stecken bei einem Großteil der Knollen in der Schale. Umso wichtiger also hier auf gute Bioqualität (wie wir sie erzeugen:-)) zurückzugreifen, um das Gemüse auch ungeschält genießen zu können. 

Trotz des Wissens um ihre gesundheitsfördernde Wirkung stellt die Wurzel manch eine/n im Kartoffelkombinat jedes Jahr wieder vor Herausforderungen, was die Zubereitung und Lagerung betrifft. Deswegen stellen wir Euch an dieser Stelle einmal eine Auswahl unserer Lieblingsrezepte vor. 

Rohkostsalat
Für diesen Salat könnt Ihr verschiedenes Wurzelgemüse miteinander mischen und die Anteile je nach Gusto verändern. Lasst soweit möglich gerne die Schale dran.
1 Teil gelbe Bete, 2 Teile Möhre und 1 Teil Sellerie raspeln und in einer Schüssel vermengen. Dann ein Dressing mischen aus Olivenöl, Zitronensaft (Orangensaft geht auch), Salz, Pfeffer und über den Salat geben.

Rote Bete Smoothie
Wer die volle Kraft aus dem Gemüse schöpfen möchte, sollte unbedingt auf Smoothies zurückgreifen. Hierzu 2-3 Handvoll Postelein oder Asiasalat mit 2-3 Tassen Wasser in den Mixer geben und pürieren. Anschließend 2 Äpfel und 2 Beten (alternativ Möhren) hinzugeben und mixen. 2 Tassen gefrorene Beeren hinzugeben (alternativ gehen auch Beeren aus dem Glas, hierbei unbedingt auch die Flüssigkeit verwenden) und das Ganze abermals ordentlich mixen, bis die gewünschte Smoothie-Konsistenz erreicht ist. Falls gewünscht, kann auch ein kleines Stückchen Ingwer und ein Löffel Agavendicksaft oder Ähnliches untergemixt werden. Im Kühlschrank hält der Smoothie sich zwei Tage lang. 

Sellerie-Apfel Suppe
Diese herrlich wärmende Suppe besticht durch ihren ganz besonderen Geschmack, der von der Mischung aus herzhaft und süßlich/sauer rührt. 2 Zwiebeln schälen, in Stückchen schneiden und in ein wenig Fett andünsten. 2 Äpfel und 1/2 Knollensellerie schälen, ebenfalls in Stücke schneiden und zu den Zwiebeln hinzugeben. Gemeinsam circa 5 Minuten auf mittlerer Hitze braten und anschließend mit Brühe aufgießen, bis das Gemüse bedeckt ist. Circa 25 min kochen lassen und anschließend pürieren. Wer möchte, kann auch ein wenig Hafersahne oder Ähnliches dazugeben, um die Suppe cremiger zu machen. Mit Salz, Pfeffer, Muskatnuss, evtl. einer kleinen Prise Zimt abschmecken.

Weitere ausführliche Gemüse-Infos und Rezepte findet Ihr auch in unserer Webapp unter www.kartoffelkombinat.de/webapp.

 

Rückblick 2021 und auf ein gutes Neues!

Zwischen den Jahren wird es für gewöhnlich immer etwas ruhiger. Auch im Kartoffelkombinat herrscht zu dieser Zeit ausnahmsweise Stille. Eine Zeit des Rückzugs für unser Team und die Gärtnerei, eine wohlverdiente Verschnaufpause. 

Diese Stille erlaubt es uns das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und in Dankbarkeit auf all die Lehren und Erfolge, aber auch auf die Herausforderungen zu blicken. Und davon gab es einige! 😉

2021 war (mal wieder) das Jahr der Premieren, ob als Pächter*innen unseres Apfelgartens, als Produzent*innen des ersten KK-Bieres oder als Herausgeber*innen der WebApp „Meine Gemüseküche“. Immer wieder wurden wir aus unserer Komfortzone geholt und auf die Probe gestellt, daraus entstanden neue Ideen wie der digitale Feldspaziergang oder der neue Bürocontainer mit pandemiekonformer Freiluft-Meetingfläche. 

Manch einer Herausforderung konnten wir nur wenig Positives abgewinnen und so blieben die witterungsbedingten Ernteausfälle ein harter Schlag, gepaart mit der Gewissheit, dass die Klimakrise mit hoher Wahrscheinlichkeit noch mehr dieser Art für uns bereithält. Mit ein Grund, warum wir nicht müde wurden, auch in 2021 Lärm für den Klimaschutz zu machen, sei es beim Wiesn-Einzug der Klimaheldinnen, dem Münchner Klimaherbst oder bei den vielen anderen Veranstaltungen und Demos an denen wir teilnahmen. 

Doch auch unerwartet Gutes hat Einzug gehalten und so kam es, dass wir unverhofft weitere Anbauflächen direkt vor unserer „Haustür“ angeboten bekommen haben. Das war eine einmalige Gelegenheit, ein wahnsinniges Glück, grandioser Zufall, der Hauptgewinn und noch viel mehr für uns. 

Die ein oder andere Sache ging in 2021 jedoch auch zu Ende, so wie die Dreharbeiten zur Langzeitdoku über das Kartoffelkombinat. Seit circa 7 Jahren werden wir mit Kamera begleitet und sie ist immer dabei, wo was los ist, ob beim Mitgärtnern oder der Generalversammlung, beim Ernteanteile-Packen oder  beim Tomaten setzen (weil Tomaten = Lieblingsgemüse). Mittlerweile hat gibt es genügend Material, um in die heiße Phase überzugehen – dem Sichten, sortieren und schneiden. Und schlussendlich dem Erzählen der Geschichte des Kartoffelkombinats. Wir sind so was von gespannt und halten Euch natürlich auf dem Laufenden, wann der Film wo gezeigt wird.

Ihr seht, jedes Ende ist auch gleichzeitig ein Anfang und wir blicken voller Freude auf das, was für uns jetzt, in 2022 ansteht. Wir werden wachsen und unseren 10. Geburtstag feiern. In beiden Fällen hoffen wir, dass Ihr alle mit am Start seid und wir das gemeinsam rocken. Denn das Kartoffelkombinat ist vor allem Dingen eines – eine gemeinschaftlich getragene Unternehmung!

O’zapft is

Pünktlich zum imaginären Wiesn-Anstich füllen wir dieses Jahr erstmalig unser eigenes KK-Bier ab. 

Dem ehrenamtlichen Engagement von drei Genoss*innen ist es zu verdanken, dass dieser erste Sud mit 4.000 Litern, abgefüllt in ca. 7.500 Flaschen, bald den Weg in unsere Wohnzimmer, Balkone etc. findet. Mitte Juli waren Clarissa, Nick und Max hierzu bei unserem Brauereipartner, Hadernder Bräu in München und verarbeiteten 750 kg Gerstenmalz und 3 kg Hopfen der Sorte Ariana zu einem Kellerbier mit leichten Fruchtnoten von Birne, Quitte und Ananas. 

Der erste Sud ist auch für die drei eine aufregende Angelegenheit, schließlich braut man nicht alle Tage ein gänzlich neues Bier. Stolz markieren sie die Lagertank mit dem KK-Bier nach drei langen Tagen in denen viel gearbeitet, geschleppt und geputzt wurde. Den glücklichen Ausdruck auf ihren Gesichtern sowie den gesamten Brauvorgang gibt es auf Video zum selbst miterleben und mehr Infos zum Kartoffelkombinat-Bier findet Ihr nach und nach unter kartoffelkombinat.de/bier


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Es war ein langer Weg bis hierhin, bei dem von Anfang an eine Sache ganz besonders wichtig war – das Bier gemeinsam mit Euch Realität werden zu lassen. Hierzu wurden Umfragen gemacht, Präsentationen und Info-Veranstaltungen abgehalten und Vorbestellungen eingeholt. Basierend auf Eurem Feedback und den Umfrageergebnissen entstand das Rezept und die Vorgehensweise.

Unser Bier ist nicht nur bio, wir wollen noch mehr: Wir wollen die Verbindung zu einem landwirtschaftlichen Produkt wiederherstellen, indem wir ein Bewusstsein für die Herstellung und die Herausforderungen schaffen, mit denen Bio-Landwirt*innen für Hopfen und Gerste zu kämpfen haben. Über 99 % des Biers in Deutschland wird nicht-biologisch und mit teils schlimmen Folgen für Grundwasser, Böden und die Gesundheit der Landwirt*innen und Bier-Genießer*innen hergestellt. Im Kartoffelkombinat ist einer unserer Grundwerte, uns selbst mit Produkten versorgen zu können, die so hergestellt wurden, wie wir es als Gemeinschaft für sinnvoll halten. 

Über das Bier, die Zutaten, den Brauvorgang, das Rezept und die Menschen dahinter gibt es so viel zu erzählen. Deswegen wird es bald eine kleine Bierkolumne in unserem wöchentlichen „Kartoffeldruck“ geben. 

Wer jetzt neugierig geworden ist, kann in der Kartoffelakademie am 22.09. zum Thema „Mehr Bio-Bier im Bier-Land Deutschland“ Clarissa und Nick persönlich kennenlernen und (falls Corona die Präsenzveranstaltung zulässt) den Sud 1 unseres KK-Bieres verkosten. Na, wenn das nicht Grund genug ist sich schnell unter kmbnt.de/bierakademie anzumelden.

Bundestagswahl 2021

Es ist mittlerweile kaum zu übersehen, die Plakate der Parteien säumen Straßen und Plätze: Am 26. September steht wieder eine Bundestagswahl an. Jetzt gilt es die Bürger*innen mit den Wahlprogrammen und Themen zu erreichen – doch bei immer mehr Menschen gelingt das nicht.

Die Wahlbeteiligung lag bei der letzten Bundestagswahl bei 76,2 Prozent. Wenn die Gruppe der Nichtwähler*innen eine Partei wäre, hätte sie mit 23,8 Prozent den zweiten Platz belegt. Es gibt jede Menge Statistiken über Nichtwähler*innen. Verständlicherweise, denn schließlich, das wissen auch die Parteien, kann deren Mobilisierung den Wahlsieg bedeuten. 

Die meisten Studien sind sich einig, wählen oder nicht wählen entscheidet sich bei jenen die entweder zu resigniert, von der Politik enttäuscht oder sozial benachteiligt sind, um sich in einem der Programme wiederfinden zu können. Manch eine/r entscheidet sich dann dazu, das Kreuz bei niemandem zu machen. Warum sich überhaupt bemühen und in ein Wahllokal gehen oder Briefwahl durchführen? Kein Wunder, falls z.B. der zweite Minijob auch Sonntagsschichten mit sich bringt.

Aber nicht nur jene, denen es an der Befriedigung existenzieller Grundbedürfnissen mangelt, verzichten auf ihre Stimmabgabe. Auch Bürger*innen, deren seelisches Bedürfnis nach Frieden, Freiheit und Gleichheit nicht bedient wird, entscheiden sich dafür keiner Partei die Legitimation zu erteilen. Es gibt unzählige Gründe, warum Menschen ihre Stimme nicht abgeben möchten – doch alle basieren auf dem gleichen Gefühl – nicht gehört zu werden. 

Nun ist es so, dass je weniger Menschen zur Wahl gehen, umso weniger Stimmen benötigt werden, um ein prozentual hohes Ergebnis abzuliefern. Angenommen 100 Menschen gehen wählen, davon stimmen 4 für Nationalisten, dann entspricht das  4 % der Stimmen. Geben hingegen nur 50 Personen ihre Stimme ab, wiegen diese 4 Stimmen doppelt so schwer (8 %). 

Leider sehen wir uns derzeit mit Gruppierungen konfrontiert, die ihre menschenverachtenden Meinungen lauthals in die Politik tragen und kontinuierlich versuchen unsere Demokratie für ihre niederen Zwecke zu nutzen. Und deren Anhänger*innen, auch das belegen Studien, nehmen ihre Wahlmöglichkeit sehr ernst. Dieses „shifting baselines“ hat die Rechten wieder in unsere Parlamente gespült und die Konservativen nach rechts gezogen. Während Afghanistan in diesen Stunden implodiert, betonen Politiker*innen hierzulande, dass sich „2015 nicht wiederholen darf“. Die AfD wirkt.

Das oben genannte Rechenbeispiel zeigt ganz deutlich, wer nicht möchte, dass der politische Einfluss von Parteien wie der AfD und ihrer nationalistischen Positionen weiter zunimmt, sollte sich den 26. September vormerken und wählen gehen. Denn jede Stimme für eine demokratische Partei ist eine Stimme gegen faschistische Positionen und gesellschaftliche Spaltung.

Wir vs. Witterung

Wie Ihr ja bestimmt mitbekommen habt, stecken wir in einem echt schwierigen Anbaujahr und haben bereits mehrere Kulturen verloren. Im Winter war es ungewöhnlich lange kalt und die Sonne hat sich kaum blicken lassen, sodass unsere Gewächshauskulturen, vor allem der Feldsalat, es schwer hatten. Und jetzt im Sommer (!) mag es nicht mehr aufhören zu regnen, es ist einfach zu nass und die paar Sonnenstunden reichen bei Weitem nicht, um den Pflanzen gute Bedingungen bieten zu können.

Hier in diesem kurzen Video erklären Euch Felix, Alena und Sophie, womit sie in den letzten Wochen so zu kämpfen hatten. Bisher konnten wir das durch ein grandioses Kistenmanagement von Andrea, den unermüdlichen Einsatz unseres Gärtnereiteams und durch die Kooperation mit unseren Partnerbetrieben einigermaßen gut ausgleichen – tausend Dank!


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Dringende Hilfe für eine Gärtnerei in Schwarzach

Hier ist eine Biogärtnerei durch die Flut der letzten Tage in ihrer Existenz bedroht. Wer kann und will kann ja ein paar Euro in den Hut werfen – danke!
 
Der Klimawandel ist da. er schlägt zu, setzt unter Wasser, trocknet aus, laugt aus. Nicht nur die Natur – auch uns Menschen. So hat die Jahrhundertflut der letzten Tage auch die kleine Bio-Gärtnerei von Martin Schäfer in Schwarzach, Nähe Würzburg „erwischt“. Deren 4 ha Anbau ist nach dem Starkregen „Land unter“. Monatelange Arbeit, Ernteaussichten, Kräuter, Gemüsekulturen – alles dahin …
 
Ein Schaden, der in die Tausende geht, kommt noch obendrauf.
Wer der Gärtnerei mit ihrem regionalen Bio-Gemüseanbau wieder auf die Beine helfen kann, dem sei deren Spendenaktion auf GoFundMe ans Herz gelegt:
https://www.gofundme.com/f/dringende-hilfe-gaertnerei-schwarzach
 

Homo communis – Sondervorstellung & Filmgespräch

Der Dokumentarfilm stellt Menschen in den Mittelpunkt, die ihre Vision von Kooperation und Teilen leben und zu realisieren versuchen. Er spürt Orte des Tuns auf – jenseits von Markt und Staat. Den u.a. in Venezuela und Deutschland portraitierten Menschen, geht es um stabile Beziehungen, ein verlässliches Miteinander in Arbeit und Leben und ein Teilen der Ressourcen.
zur Film-Website 

Am 9. Juli zeigt der Rio Filmpalast den Dokumentarfilm in München, in Kooperation mit der anstiftung und dem Kartoffelkombinat findet im Anschluss ein Filmgespräch mit Regisseurin Carmen Eckhardt statt.
> zur Kino-Website
> direkt zum Ticketverkauf

“Der Film erzählt von Menschen, die den Mut gefunden haben, aufzustehen, wo andere sitzenbleiben. Sie gehen einen eigenen Weg und schaffen Dinge, die man nicht für möglich gehalten hat.” taz

 

Was sind eigentlich Treibhausgase?

Das Zeug, das unserer Atmosphäre mächtig einheizt – sind Treibhausgase. Davon gibt es viele Arten, die unterschiedlich stark die Klimaerwärmung vorantreiben. Ein Überblick:

Treibhausgase sind nicht per se schlecht. Über Jahrmillionen übten sie eine überlebenswichtige Funktion aus: Die Sonnenwärme in der Erdatmosphäre halten und so für ein Klima sorgen, das Leben ermöglicht. Ohne den natürlichen Treibhauseffekt wäre es für die meisten Lebewesen viel zu kalt. Statt der aktuellen Durchschnittstemperatur von +15 °C würden bitterkalte -18 °C herrschen. Die Erdoberfläche wäre tiefgefroren!

Doch seit der Mensch fossile Brennstoffe zur Energiegewinnung nutzt und die Haltung von Nutztieren industrialisiert hat, steigt die Konzentration von Treibhausgasen in unserer Atmosphäre extrem an. So stellt sie mittlerweile eine Gefahr für alles Leben auf unserem Planeten dar. Denn Massentierhaltung und Rodung der Wälder, um Äcker für die Landwirtschaft und Rinderweiden zu schaffen, Waldflächen in Ölpalm-, Soja-, Bananen- oder Kaffeeplantagen umzuwandeln, und aus dem Erdreich Bodenschätze wie Eisenerz, Gold, Öl oder Gas zu gewinnen, haben die massiven Freisetzung von CO2 zur Folge.

Durch diese signifikante Konzentration – seit 1990 um 43 % – hat sich unsere Welt seit der vorindustriellen Zeit bereits um ein Grad erwärmt. Klingt wenig, doch die Folgen sind gravierend, vor allem, wenn die Temperatur weiter steigt: Das Eis der Polkappen schmilzt, der Meeresspiegel steigt. In vielen Regionen kommt es zu extremen Wetterereignissen und Niederschlägen, während andernorts verstärkt starke Hitzewellen, Dürren und Waldbrände auftreten.

CO2: Das sog. Kohlendioxid entsteht bei Verbrennung von Kohle, Öl und Gas oder beim Trockenlegen von Mooren. Es ist mengenmäßig das wichtigste Treibhausgas, denn seine Konzentration in der Atmosphäre nimmt stetig zu.

Methan & Fluor-Kohlenwasserstoffe: Methan, das in überfluteten Reisfeldern oder in Mägen von Wiederkäuern entsteht, erwärmt das Klima 25-mal stärker als Kohlendioxid. Bei Lachgas aus überdüngten Äckern liegt der Faktor übrigens bei 310(!). 

Überdüngte Äcker entstehen dadurch, dass die Sch*** der Tiere, die wir für den Verzehr tierischer Produkte massenhaft halten, am Schluss eben auf dem Acker landet. Sehr stark wirken auch die Treibhausgase der Fluor-Kohlenwasserstoffe, die z.B. im Kühlmittel alter Kühlschränken enthalten sind.

Wir sind also selbst verantwortlich für die Anreicherung der Treibhausgase in unserer Atmosphäre – denn menschengemachter Ressourcenverbrauch, intensivste Landwirtschaft, Überdüngung unserer Äcker und Massentierhaltung führt in der Folge ausnahmslos zur Emission klimaschädlicher Treibhausgase.

Gute Nachricht: So wie wir selbst verantwortlich für den Schlamassel sind, können wir selbst auch etwas gegen die Klimaerwärmung tun. Z.B. wenig oder gar keine tierischen Lebensmittel verzehren, statt mit dem Auto mit dem Rad oder ÖPNV fahren, auf Flugreisen verzichten und Energie aus erneuerbaren Energien beziehen.

Die Politik ist gefragt. Die anhaltende Subventionierung fossiler Energieträger und eine CO2-Steuer von zaghaften 25 € je  Tonne CO2-Äquivalent (CO2e) führen nicht zum Ziel, die Klimaerwärmung unter den im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegten 2 C° zu halten. Ca. 195 € Steuer müssten es sein. Auf diesen Wert belaufen sich die Klima- und Umweltkosten laut Berechnung des Umweltbundesamtes je Tonne CO2e. Sie werden zum Beispiel durch höhere Gesundheitsaufwendungen, Ernteverluste und Schäden an der Infrastruktur verursacht. 

Es wird deutlich, wie wichtig die politischen Hebel sind, die wir mit unserer Stimme bei jeder Wahl bewegen. Eine gute (und letzte) Gelegenheit, Klimapolitik zu ermöglichen, bevor es zu spät ist, wäre z.B. der 26. September bei der Bundestagswahl.
Einen Überblick, wo die verschiedenen Parteien in Sachen Klimapolitik stehen, findet Ihr hier.

Endlich! Ein Lieferkettengesetz!

Wir begrüßen den Sommer zwar mit offenen Armen, im Freiland arbeiten unsere Gärtner*innen aber aktuell bei 30 Grad und mehr oftmals in der prallen Sonne und kommen fast an die Belastungsgrenze – im Gewächshaus ist es logischer Weise noch heißer.

Im Vergleich zu anderen Ländern sind das sogar noch entspannte Rahmenbedingungen. Denn in brütend heißen Fabriken oder Steinbrüchen arbeiten derzeit schätzungsweise 160 Millionen Kinder unter dem gesetzlichen Mindestalter.

Das diesen Monat vom Bundestag beschlossene Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz(!) soll hier Abhilfe schaffen und den Schutz grundlegender Menschenrechte und das Verbot von Kinderarbeit unterstützen. Das neue Gesetz tritt 2023 in Kraft und will deutsche Unternehmen, ab einer Größenordnung von 3.000 Angestellten, zu mehr Verantwortung für die gesamte Lieferkette veranlassen. 2024 folgen dann Unternehmen mit mehr als 1.000 Angestellten, die sich gleichermaßen dazu verpflichten durch z.b. Risikoanalysen und Risikomanagement nachteilige Auswirkungen auf die Menschenrechte aufzudecken und abzuwenden.

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle überprüft die Einhaltung des Gesetzes, kontrolliert die Unternehmensberichte und verhängt Sanktionen. Außerdem geht es Beschwerden nach, die von Betroffenen, deutschen Gewerkschaften oder NGOs eingereicht werden können. So ist es also theoretisch möglich, dass die Näherin aus Bangladesch sich an diese deutsche Behörde wenden kann, wenn in ihrer Arbeitsstelle Menschenrechtsverletzungen vorliegen. Wie realistisch dieses oder ähnliche Szenarien sind, sei mal dahingestellt. Ganz sicher ist dagegen, dass der bürokratische Aufwand bei den Unternehmen und dem Bundesamt erheblich ansteigen wird.

Die Bundesregierung, allen voran der scheidende Entwicklungsminister Müller, feiern das neue Gesetz als Meilenstein zu mehr Menschenrechten und sehen darin eine Blaupause für ein geplantes EU-weites Gesetz, das jedoch noch einige Zeit auf sich warten lassen wird. Auf politischer Ebene mag dieses Gesetz einen Schritt in die richtige Richtung darstellen, aber die unmittelbaren Auswirkungen auf die Arbeiterinnen und Arbeiter sind leider weiterhin in unserem täglichen Handeln begründet. Und somit auch in unseren individuellen Entscheidungen als Konsumenten auf Produkte zu setzen, deren Hersteller sich nachhaltigen und ökologischen Werten und Prinzipien verschrieben haben.

Fazit: Das verabschiedete Lieferkettengesetz ist die erste, längst überfällige und notwendige Voraussetzung für einen (hoffentlich stattfindenden) Wechsel weg von der individuellen Konsument*innen-Verantwortung hin zu einem systemischen Ansatz.

UPDATE:
Welche Unzulänglichkeiten das Gesetz hat und auf wessen Betreiben hin die entstanden sind, wurde in der aktuellen „Die Anstalt“-Sendung mit einer Tafelnummer erklärt: