Vernichtendes Unwetter – unsere Solidarität ist gefragt

Vor einer Woche richtete ein extremes und folgenschweres Unwetter große Schäden in Bayern an. Unsere Gärtnerei wurde dabei zum Glück von Hagel verschont und die Ausfälle sind übersichtlich (u.a. gingen Salate kaputt) oder können relativ schnell repariert werden, wie z.B. die aufgerissenen Folientunnel.

Weiter südlich allerdings fiel tennisballgroßer Hagel vom Himmel, in dessen Folge die Solawi Biotop Oberland eG (die sich übrigens nach unserem Vorbild gegründet hat) bei Lenggries schwer beschädigt wurde. Dabei wurde in nur 10 Minuten die gesamte gärtnerische Arbeit von 6 Monaten vernichtet:

  • 100 % Verlust der Freilandkulturen (d.h. keine Versorgung der Mitglieder im Herbst und Winter!)
  • Beschädigung der Gewächshäuser
  • Zerstörung weiterer Infrastruktur

Der finanzielle Schaden liegt bei ca. 50.000 €. Hier könnt Ihr ein Video der Ausmaße sehen.

Glücklicherweise gibt es rund um deren Betrieb auch eine engagierte Genossenschaft (mit 450 Mitgliedern), sodass die Aufräumarbeiten zügig vorankommen und zumindest ein Teil der (Gebäude)Schäden ist versichert. Der massive Ernteausfall jedoch bleibt. Wir prüfen aktuell, ob wir Gemüsekulturen, die wir im Rahmen von „Sicherheitspuffern“ angebaut haben, als Solidaritätsgeste (mehr ist es leider nicht) bereitstellen können.

Und unterm Strich braucht die Biotop-Gärtnerei schlichtweg Geld, um v.a. über Gemüsezukauf bei deren Partnerbetrieben die Mitgliederversorgung aufrecht zu halten. Lasst uns zeigen, was man gemeinsam erreichen kann und gebt ein paar Euro in den Topf!

Biotop Oberland eG
IBAN: DE18 4306 0967 8232 0314 00
Verwendungszweck: Zuwendung Hagelschaden über KK
(Wichtig, bitte immer mit angeben, damit die Eingänge entsprechend verbucht werden können!)

Alle eingehenden „Spenden“ werden vollständig für den Gemüsezukauf von Partnerbetrieben verwendet. Bitte beachte, dass das Biotop als Genossenschaft keine Spendenquittungen ausstellen kann und die „Spende“ somit steuerlich nicht absetzbar ist.

Vielen Dank für Eure Mithilfe!
Euer Kartoffelkombinat-Team

Doku: „DAS KOMBINAT“

Wer in den letzten neun Jahren bei einer KK-Veranstaltung war, hatte gute Chancen, auf ein Kamerateam zu treffen. Denn so lange schon begleitet uns der preisgekrönte Filmemacher Moritz Springer seit (fast) den Anfängen bis hin zu unserem eigenen Betrieb in Spielberg.
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Beim Abspielen des Videos werden Deine IP Adresse und möglicherweise weitere personenbezogene Daten an Dritte übertragen.

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­Am 24.6. feierte die Doku „DAS KOMBINAT“ auf dem Filmfest München ihre Premiere!
 
… um ab September auch bundesweit in die Kinos zu kommen und auch im Herbst 2024 auf 3Sat ausgestrahlt zu werden.
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Es geht um solidarisches Wirtschaften, um Vergemeinschaftung von Produktionsmitteln, um die Hinterfragung von globalisierter Lieferketten und Ausbeutung von Menschen und Natur. Im klassischen Sinne also um Kapitalismuskritik. Aber eben nicht nur um die Kritik, sondern um den Versuch, es anders zu machen. Und der ist bekannterweise nicht immer leicht. Und so geht es auch um Überarbeitung, zwischenmenschliche Konflikte und die Frage nach der richtigen Größe.
 
Unsere Genossenschaft basiert auf vielen Schultern und das, was wir erreicht haben, konnte nur durch jahrelange Teamleistung – und weil viele Mitarbeiter*innen Verantwortung übernommen haben – geschafft werden. Dieser Umfang und die Vielschichtigkeit passen leider in keinen 90 minütigen Film, was wir verstehen und trotzdem schade finden. Davon unbenommen ist der Film super geworden. 🙂
 
Filmplakat DAS KOMBINAT

Was ist „Gerechte Bodenpolitik“?

Gerechte Bodenpolitik wirkt Flächenkonkurrenz und Landnutzungskonflikten entgegen

Landwirtschaftliche Böden in Deutschland sind sehr ungleich verteilt, Investoren und Großbetriebe nutzen Boden als Spekulationsobjekt. Das lässt die Bodenpreise steigen und führt zur Konzentration von viel Fläche in den Händen weniger, profitorientierter Akteure. Kleine Betriebe und Bäuer*innen können sich Agrarflächen dadurch kaum noch leisten.

Das Konzeptwerk Neue Ökonomie hat ein sehr gutes -> Dossier zum Thema herausgegeben, das wir hier gerne vorstellen:

Boden ist wie auch Wasser und Saatgut die Grundlage unserer Ernährungssicherheit. Durch die Folgen der Klimakrisewie Dürreperioden, Überschwemmungen und Bodenerosion geht weltweit immer mehr gesunder, landwirtschaftlich nutzbarer Boden verloren. Die industrielle Landwirtschaft, bei der große Flächen mit Monokulturen bestellt werden und schwere Maschinen die Böden verdichten, bedroht Artenvielfalt, Böden und lebendige Landschaften.

Wirtschaften wir weiter wie bisher, sind die fruchtbaren Böden in wenigen Jahrzehnten aufgebraucht.

Hinzu kommt, dass Land für Landwirt*innen, die anders wirtschaften wollen, immer schwerer zugänglich ist, da sich der landwirtschaftliche Bodenmarkt in den letzten Jahrzehnten gravierend verändert hat: Neben Flächenverlusten aufgrund von Siedlungs- und Verkehrsausbau nimmt die Bodenkonzentration durch den Erwerb von Agrarflächen durch Großbetriebe und außerlandwirtschaftliche Investoren (z.B. RWE oder die Münchner Rückversicherung) weiter zu. In Deutschland bekommt heute Zugriff auf Land, wer Geld mitbringt. Viele dieser Landkäufe bleiben für die Öffentlichkeit verborgen, denn bis heute gibt es in Deutschland keine amtlichen Register über Eigentumsverhältnisse auf dem Bodenmarkt.

 

Gerechte Bodenpolitik setzt die volle Transparenz über Bodeneigentum in Deutschland voraus. Hierfür muss die Eigentumskonzentration flächendeckend erfasst und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Rechte kapitalstarker Akteure auf dem Bodenmarkt müssen begrenzt und die Nutzungsrechte von Bäuer*innen, Junglandwirt*innen und gemeinwohlorientierten Betrieben gestärkt werden – durch ambitionierte Agrarstrukturgesetze der Bundesländer, die die sogenannten Share Deals verhindern, sowie eine progressiv ausgestaltete Grunderwerbssteuer und eine Anpassung des Erbrechts. Die Gemeinwohlverpachtung muss sowohl für öffentliche als auch private Flächen durchgesetzt werden, damit Boden ausschließlich nach sozialen und ökologischen Kriterien bewirtschaftet wird.

Wie kann gerechte Bodenpolitik als Beitrag zu Klimagerechtigkeit aussehen und welche  Instrumente und Maßnahmen sind erforderlich? Mehr Informationen, Zahlen und Fakten findet Ihr hier -> im Dossier (PDF)

 

Zero Waste City München

Quelle: www.awm-muenchen.de/fileadmin/Bilder/Zerowaste_Top40Massnahmen.PNG

Am 10. Mai fand der erste Unverpackt Wochenmarkt Münchens im Arnulfpark statt. Hier werden Waren entweder unverpackt oder in Mehrwegbehältern mit Pfand angeboten.

Dieser ist eine der Maßnahmen aus dem Zero-Waste-Konzept der Stadt München und wird ab sofort jeden Mittwoch von 11 bis 17 Uhr auf dem Rainer-Werner-Fassbinder-Platz stattfinden. Bereits beim Einkauf den Müll zu reduzieren, sodass er gar nicht erst in der Tonne landet, ist sinnvoll, denn München hat sich mit seinem Zero-Waste-Konzept viel vorgenommen.

Die Maxime lautet: Vermeiden, wo immer es geht. Und was doch in die Tonne muss – bitte in die richtige stecken.

Die Bezeichnung „Zero Waste“ wurde in der Debatte vielfach kritisiert. Denn wörtlich übersetzt bedeutet das „Null Müll„, und darum wird es natürlich nicht gehen. Sondern darum, die Ressourcenverschwendung zu reduzieren und alles zu recyceln, was recycelbar ist. Die europäische Initiative, der die Stadt München sich da angeschlossen hat, heißt aber so, weswegen in der Kommunikation gerne auch der Zusatz „München gegen Ressourcenverschwendung“ verwendet wird.

Aus Beratungen mit der Wissenschaft, konkret dem Wuppertal Institut, einer gemeinnützigen Forschungseinrichtung für Klima, Umwelt und Energie, dem Münchner Verein rehab republic für mehr Nachhaltigkeit sowie Münchner*innen, die sich 2021 an entsprechenden Workshops beteiligt haben, ist ein Katalog mit 400 Maßnahmen erwachsen, die der Abfallwirtschaftsbetrieb München auf 100 eingrenzte. 1,8 Millionen Euro soll die Umsetzung mit Start 2023 kosten.

Der Handlungsplan zur Abfallvermeidung in München bis 2035 ist an drei übergeordneten Zielen ausgerichtet:

  • Haushaltsabfälle um 15 % pro Kopf reduzieren – von 366 kg auf 310 kg

Bis 2035 sollen die Haushaltsabfälle in München um 15 Prozent pro Jahr sinken. Macht statt 366 Kilo (2019) dann 310 Kilo für jede/n Einzelne/n. Insgesamt wären das 85.000 Tonnen Müll weniger. Diese Menge könnte knapp 7.000 Güterwaggons füllen, die von München bis Innsbruck, also auf eine Länge von 100 Kilometern, passen würden.

  • Restmüllmenge um 35 %, also knapp 70 kg pro Kopf reduzieren

720.000 Tonnen „Siedlungsabfälle“ produzierten die Münchner 2019, seit Corona nahmen die Mengen noch erheblich zu. 43 Prozent davon landeten in der schwarzen Restmüll-Tonne. Darunter sehr viel, was nicht hineingehört: Kleider, Kartons und auch extrem viel Biomüll. Dieser Restmüllanteil ist der problematischste, weil er in die thermische Verwertung, sprich Verbrennung geht und damit auch den Kreislauf der Wiederverwertung durchbricht.

  • Münchner*innen für Zero Waste sensibilisieren

Hierzu gehören Maßnahmen wie z.B. eine bessere Aufklärung in möglichst vielen Sprachen über eine „Zero-Waste-App“, Zero-Waste-Schulen, Plattformen für Textilien-Kreisel und „Wastefluencer“ in den sozialen Medien.

> Hier findet Ihr alle Infos zum Konzept 


Aber was ist dran an dem Konzept und seinen Maßnahmen? Welche Punkte stehen in der Kritik, welche werden bereits (erfolgreich) umgesetzt und wo gibt es noch Luft nach oben?

Die MIN Münchner Initiative Nachhaltigkeit, Die Umwelt-Akademie e.V. und der Kartoffelkombinat – der Verein e.V. laden ein zur:

Kartoffelakademie am 25.5.23 um 19 Uhr – online und in der anstiftung

Das Zero Waste Konzept der Stadt München – anspruchsvoll oder wenig ambitioniert?

Die Referent*innen:
Helmut Schmidt, Die Umwelt-Akademie e.V.: Einführung ins Thema.
Helga Seitz, Projektleitung Zero Waste AWM: Vorstellung des Konzepts.
Josef Metzger, Das Bessere Müllkonzept Bayern e.V.: Kritische Würdigung des Konzepts.

> Hier könnt Ihr Euch für unsere Kartoffelakademie anmelden

Wir freuen uns auf einen interessanten und informativen Abend!

 

Studie zur Regionalen Lebensmittelversorgung

Inwieweit können sich Städte nachhaltig aus der Region ernähren? Eine aktuelle Studie beantwortet diese Frage für München.

Frische Lebensmittel, kurze Transportwege, nachvollziehbare Herkunft aus der Region, wo Arbeitsplätze gesichert, Landwirtschaft von lokalen Bauern und Bäuerinnen betrieben wird und damit möglicherweise sogar vielfältigere Agrarlandschaften mit Erholungs- und Biodiversitätswert geschaffen werden.

Eine Vision, die für viele Großstadtregionen in Deutschland und Europa auch aus Nachhaltigkeitsgründen attraktiv ist: Kurze Transportwege sind klimafreundlicher. Ländliche Entwicklung und Beziehungen zwischen Stadt und Land können gestärkt werden, weil kurze Wertschöpfungsketten positive wirtschaftliche und soziale Auswirkungen vor Ort haben. Lokal ausgerichtete Anbauplanung kann sogar besonders umwelt- und biodiversitätsfreundlich erfolgen, wenn die Politik die entsprechenden Rahmenbedingungen schafft.

Zunächst aber stellen sich wichtige Fragen:

Inwieweit ist diese Vision einer re-regionalisierten Landwirtschaft umsetzbar? Wäre es rein theoretisch betrachtet möglich, eine Großstadt, die selbst ja kaum Flächen für die Landwirtschaft bereithält, aus der Region zu ernähren? Wie groß wäre eine solche Region, wenn man berücksichtigt, dass Bodengüte, Betriebsstrukturen und betriebliche Spezialisierungen vergleichsweise typische und nicht ad hoc veränderbare Rahmenbedingungen darstellen für den Umbau einer Landwirtschaft, die neu entstehende regionale Märkte bedienen will?

Und welchen Einfluss haben wir Verbraucher*innen mit unserem Ernährungsverhalten? Was würde es z.B. für die mögliche Selbstversorgung einer Region bedeuten, wenn weniger Fleisch konsumiert würde, dessen Erzeugung bekanntermaßen deutlich mehr Fläche erfordert, als die Erzeugung der gleichen Menge an Proteinen auf pflanzlicher Basis?

Diesen Fragen geht die Studie „München isst regional – wie eine Metropolregion unabhängig vom Weltmarkt wird“ nach, die vergangenen Mittwoch von Karl Bär (Bundestagsabgeordneter B90/Grüne) im Münchner Zukunftssalon vorgestellt wurde.

Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) berechnet in dieser Potenzial-Studie, ob sich München und das weitere Umland theoretisch rein regional ernähren könnten, wenn man die Bevölkerung und das landwirtschaftliche Potenzial der Bezirke Oberbayern, Niederbayern und Schwaben einbezieht.

Die hierbei angewendete, sogenannte „Foodshed-Modellierung“ berechnet das theoretische Einzugsgebiet von Lebensmitteln, also den Flächenumfang, der nötig ist, um die Bewohner*innen unter Berücksichtigung ihres Konsumverhaltens mit Lebensmitteln verschiedener Produktgruppen aus dem direkten Umfeld zu ernähren. Wobei lokale (z.B. Anbaubedingungen, Erträge und landwirtschaftliche), aber auch naturräumliche Strukturen berücksichtigt werden. Szenarien erlauben die Berücksichtigung alternativer Produktionsmethoden, veränderter Ernährungsweisen, der Beibehaltung bestehender Spezialisierung auf Sonderkulturen (Hopfen) oder der Wiedervernässung von Moorgebieten.

Und siehe da: Der Süden Bayerns könnte sich (rechnerisch) selbst mit Lebensmitteln versorgen, sogar in Bio-Qualität. Trotz der hohen Bevölkerungsdichte, trotz der Berge und auch dann, wenn wir alle Moore wieder unter Wasser setzen.

Eine Halbierung des Konsums tierischer Lebensmittel, in Anlehnung an die Planetary Health Diet, würde eine regionale und ökologische Ernährung nochmal einfacher machenn. Denn weniger Eier, Milchprodukte und Fleisch zu essen, begünstigt einen geringeren Flächenbedarf.

Die Studie soll mehr sein als nur theoretische Berechnungen. Der Nachweis, wie viel möglich wäre, ist eine Einladung an alle, etwas zu verändern. Das lohnt sich, denn es sichert unsere Ernährung und stärkt die (Land-)Wirtschaft in der Region.

> Die gesamte Studie gibt es hier als PDF.

Jetzt mitmachen!

Hervorgehoben

Nur wer Mitglied unserer Genossenschaft ist, bekommt (s)einen wöchentlichen Ernteanteil. Aber niemand will die „Katze im Sack kaufen“ (wobei man bei uns das Gemüse sowieso nicht im klassischen Sinne kauft, sondern sich an den Jahresgesamtkosten beteiligt) und darum kann man das Kartoffelkombinat die ersten Wochen ganz unverbindlich testen.

Hier steht, wie es geht:
> So funktioniert’s
> Liefergebiet & Touren
> FAQs

Und hier findest Du unseren Flyer.

Jungpflanzenanzucht

Roter Chinakohl wächst in unseren Anzuchthäusern

Jungpflanzen sind ein essenzieller Bestandteil des Gemüseanbaus, denn ohne Jungpflanzen kein Gemüse. Ihre Aufzucht ist jedoch eine Kunst für sich.

Keimtemperatur, Lichtverhältnisse, Substrat also Erde, Pflanzbehältnis, Feuchtigkeit und schlussendlich die Keimkraft – so viele Faktoren, bei denen etwas falsch laufen kann. Hinzu kommt, dass die Pflanzen sich hinsichtlich ihrer Präferenzen oftmals komplett unterscheiden. Der Salat ist ein klassischer Kaltkeimer, wohingegen die Paprika z.B. zu den Samen gehört, die sich erst bei ca. 26 Grad anfangen zu rühren. Das Basilikum ist ein Lichtkeimer und mag es oben ohne (Erde), der Schnittlauch dagegen gut bedeckt in 2 cm Tiefe.

Im Amateurbereich gleicht die Anzucht deswegen immer ein wenig einem Experiment, mal wird es was und mal eben nicht.

Das ÖBZ (Ökologische Bildungszentrum) hat im Rahmen seiner Online-Veranstaltungen zum Thema Saatgut und biologische Vielfalt besonders praxiserprobte Sorten zusammengetragen und gibt Tipps zu Anzucht, Pflege und Verarbeitung.

Tomaten/Paprika/Chilli
http://www.kartoffelkombinat.de/3x3tomaten (PDF)

Brokkoli/Kohlrabi/Spitzkraut
http://www.kartoffelkombinat.de/3x3kohl (PDF)

Den „experimentellen“ Charakter kann sich der Profibereich nicht leisten, denn hier dominieren Planungssicherheitund Risikominimierung. Die landwirtschaftlichen Betriebe haben oftmals nur kurze Zeitfenster, in denen die Auspflanzungen erfolgen können. Eine Tomatenpflanze zum Beispiel erst 2 Wochen später zu setzen oder in einem Stadium, in der die Pflanze noch nicht stark genug ist, kann fatale Folgen haben. Die Früchte werden zu spät reif, die Pflanzen sind zu schwach und damit viel anfälliger für Krankheiten. All das spielt eine große Rolle und kostet schlussendlich Zeit und Ressourcen, von denen die meisten Betriebe immer zu wenig haben.

Die Lösung sind hochspezialisierte Betriebe mit einer ausgefeilten technischen Ausrüstung und optimaler Ausstattung, um den jungen Pflanzen den bestmöglichen Start zu bereiten. Um das zu gewährleisten, sind die Gewächshäuser optimal belüftet,die Temperaturen und Lichtverhältnisse werden automatisch angepasst, die meiste Arbeit übernehmen Maschinen und es wird kein Handgriff zu viel gemacht.

Auch wir beziehen unsere Setzlinge größtenteils von einem Betrieb für Jungpflanzenanzucht (Naturland zertifiziert). Nur so können wir geplante Erntemengen gewährleisten und unsere Zeitpläne für Fruchtfolgen etc. einhalten.

Dennoch, als Ausbildungsbetrieb sehen wir uns in der Verantwortung und auch für die gärtnerische Praxis ist es uns wichtig, den Bezug zur Anzucht nicht zu verlieren. Deswegen werden gewisse Pflanzenraritäten, die nur als Saatgut zu bekommen sind, wie z.B. Cardy, Roter Chinakohl und Spargelsalat bei uns immer noch per Hand ausgesät und dürfen im sogenannten „Kindergarten“ zu ihrer vollen Stärke heranreifen. Dafür nehmen wir es auch gerne in Kauf, jeden Tag die zarten Pflänzchen auf- und abzudecken, die Belüftung sicherzustellen und die Temperatur zu regulieren.

Auf unsere Topfkulturen, normalerweise mehrere tausend Töpfe Petersilie und Basilikum, die wir in unseren Anzuchthäusern eigenhändig großziehen, müssen wir dieses Jahr leider aufgrund von fehlenden Mitarbeiter*innen verzichten.

Eine Wurmkiste bauen – Teil 3: Die Behausung

In unserem finalen Beitrag zur Wurmkiste werfen wir einen genaueren Blick auf die Kiste selbst und versuchen das grundlegende Prinzip zu verstehen. Wie sieht so eine Wurmkiste denn eigentlich aus? 

Sie kann aus Holz oder Kunststoff sein und mindestens aus zwei Kammern bestehen – ob horizontal oder vertikal als Turm spielt dabei keine Rolle. In der einen Kammer befindet sich (irgendwann) der Wurmhumus und in die andere werden die organischen Abfälle gegeben.

Die Trennwand zwischen den Kammern sollte Löcher haben, damit die Würmer hin und her wandern können. Die Kiste sollte unbedingt luftdurchlässig sein, bei Holz ist das auf natürliche Weise bereits gegeben. Weil die Würmer kein Licht mögen, sollten die Behälter einen Deckel haben, der auch verhindert, dass die kleinen Mitbewohner ihre Kiste eigenständig verlassen. 

Welche Art von Kiste Ihr braucht, hängt vor allem vom Standort der Wurmkiste ab. Bevor Ihr startet, solltet Ihr Euch deshalb überlegen, wo die Kiste später stehen soll. Soll die Wurmkiste im Haus stehen oder draußen, auf dem Balkon oder geschützt im Garten? In der Küche braucht es vielleicht eine optisch ansprechendere Variante als im Keller und auf dem Balkon/Garten sollte die Kiste leicht winterfest zu machen sein, denn die Würmer mögen keinen Frost.

Wurmkisten könnt Ihr fertig kaufen oder selber bauen. Eine Auswahl an Bezugsadressen und Selbstbau-Anleitungen haben wir für Euch zusammengestellt: 

Selbstbauanleitungen:

Video-Tutorial Plastikeimer (via Youtube)

Video-Tutorial Holzkiste (SWR)

Bauanleitung Holzkiste

Bauanleitung Holz- oder Plastikkiste

Bauanleitung für eine große Wurmfarm aus Europaletten (PDF)

Bauanleitung Mörteleimer

Bezugsquellen & Anbieter

wurmkiste.at

Hamburger Wurmbank

Wurmwelten

brettbude

Kleiner Wurmschaukasten

Vernetzungsmöglichkeiten, z.B. um Würmer zu tauschen oder Sammelbestellungen zu organisieren finden Genoss*innen in unserem Community-Space für Wurmkisten-Betreiber*innen und Interessierte unter www.kartoffelkombinat.de/wurmkiste

Der Start Eurer Wurmkiste läuft dann konkret folgendermaßen ab:

  1. Zunächst braucht Ihr etwas Altpapier: Zerschnipselt es und weicht es in Wasser ein. Außer farbig bedrucktem und Hochglanzpapier könnt Ihr alle Papierarten verwenden.
  2. Gebt die eingeweichten Altpapier-Schnipsel einige Zentimeter hoch in eine Kammer der Wurmkiste.
  3. Auf das eingeweichte und zerschnipselte Papier gebt Ihr die Würmer mit dem Substrat, in dem Ihr sie gekauft oder getauscht habt. So haben die lichtscheuen Tiere ausreichend Gelegenheit, sich zurückzuziehen.
  4. Dann gebt Ihr jeden Tag etwas Biomüll auf das Papier und das Substrat zu den Würmern in die Kiste.

Die andere Seite vom Gitter lasst Ihr leer. Da die Abfälle zunächst einige Tage von Kleinstlebewesen (siehe Teil 2: Bodenleben) bearbeitet werden, bis die Würmer sie fressen können, solltet Ihr die ersten Tage nicht zu viele Abfälle hineingeben. Doch schon nach wenigen Tagen könnt Ihr die Menge stetig erhöhen, dabei solltet Ihr allerdings unbedingt darauf achten, was Eure Haustierchen zu Fressen bekommen (siehe Teil 1: Würmer).

Der erste Wurmkompost ist nach drei Monaten fertig. Um den Kompost zu ernten, gebt Ihr nur noch auf der einen Seite des Trenngitters Futter in die Kiste. Die Würmer bemerken, dass auf der bisherigen Seite kein Nahrungsnachschub kommt und wandern durch das Gitter auf die andere Seite. Die bisherige Seite ist nach etwa einem Monat (größtenteils) wurmfrei.

Mit einer Wurmkiste lassen sich viele Bioabfälle ganz einfach selber recyceln und dabei wertvoller Bio-Dünger für Balkonkästen und Gartenbeete gewinnen. Die Würmer helfen fleißig dabei, den Nährstoffkreislauf zu schließen.

Eine Wurmkiste bauen – Teil 2: Das Bodenleben

In unserem vorherigen Wurmkisten-Beitrag haben wir uns den Kompostwürmern gewidmet, die sicherlich größten und auch bekanntesten Mitbewohner in der Wurmkiste. Doch neben den Würmern gibt es da auch noch andere Kleintiere.
 

Diese sind für den Kompostprozess ebenso wichtig wie die Würmer und sollten genauso wie diese in der Kiste bleiben. Unter anderem finden wir dort …

  • Enchyträen
  • Asseln
  • Hundert- und Tausendfüßer
  • Milben
  • Springschwänze
  • Einzeller, Bakterien und Pilze (viele, mit bloßem Auge unsichtbar)

Sie alle haben wichtige Funktionen. Bakterien und Pilze besiedeln die Grünabfälle und weichen sie auf, sie werden dann von Milben, Springschwänzen oder auch den Würmern gefressen und wieder andere, wie die Hundertfüßer leben als Räuber und helfen so, die Population in der Kiste in einem Gleichgewicht zu halten.

Mehr über die Mitbewohner der Würmer erfährst du hier.

Anhand der Anzahl ihrer Beine lassen sich die verschiedenen Gruppen der Kleintiere leicht unterscheiden. Während die Asseln, Tausend- und Hundertfüßer über mindestens 14 Beine verfügen, haben Spinnentiere (wie z.B. Milben) acht und Insekten sechs Beine. Häufige bis massenhaft vorkommende Insekten sind die Springschwänze, wichtige Zersetzer von Laub und anderen abgestorbenen Pflanzen. Sie sind winzig und nur mit einer Lupe gut zu betrachten. Auch häufig vertreten sind die Enchyträen, bis zu 1 cm lange Ringelwürmer, die ebenso wie die Kompostwürmer zu den Bodenlebewesen ohne Beine gehören.

Kaum zu glauben: In einer Handvoll gutem Humusboden befinden sich mehr Lebewesen, als es Menschen auf der Erde gibt!

Eine geeignete Wurmkiste hat die Aufgabe, dieses wuselige „Stück Natur“ so von unserem Wohnraum abzugrenzen, dass sowohl wir als auch die Kompostlebewesen damit glücklich werden.

Die grundsätzliche Idee ist es, den Würmern einen Lebensraum zu bieten, der wie ein Waldboden aufgebaut ist. Im besten Fall schaffen wir ein Milieu in dem sich die Würmer ebenso wohlfühlen wie in der freien Natur. Während sich Kompostwürmer dort von einer Vielzahl an Blättern, abgestorbenen Pflanzenresten und Mikroorganismen ernähren, ist die Nahrung aus der menschlichen Küche deutlich einseitiger. Vor allem die Versorgung mit notwendigen Mikronährstoffen ist oft schwierig, da sich Naturkreisläufe in künstlichen Systemen wie einer Wurmkiste nur schwer vollständig imitieren lassen.

Als logische Konsequenz läuft in vielen Wurmkisten einiges schief. Einige Besitzer sind schlecht informiert oder unterschätzen die Lebensansprüche der Würmer. Andere verlieren nach einer Weile das Interesse und werden die Bedingungen in den Kisten nicht (mehr) regelmäßig kontrolliert, kommt es schnell zu einem Massensterben. Deswegen ist es besonders wichtig, sich vorab gut zu überlegen, was das Betreiben einer Wurmkiste mit sich bringt.

In unserem nächsten Beitrag widmen wir uns der Behausung dieser nützlichen Tierchen, nämlich der Wurmkiste und ihrem Aufbau. 

TUM-Studie untermauert Bio-Ausbauziel

Die ökologische Landwirtschaft entlastet die Umwelt und erspart der Gesellschaft dadurch hohe Kosten.
 

Das zeigt eine aktuelle Studie der TU München und beziffert die Kosteneinsparungen aufgrund geringerer Stickstoff- und Treibhausgasemissionen im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft auf 750 bis 800 Euro pro Hektar und Jahr. Für die in Deutschland aktuell ökologisch bewirtschaftete Fläche ergibt sich damit bereits jetzt ein eingesparter Betrag in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. Mit dem von der Bundesregierung angestrebten Ziel von 30 Prozent Ökolandbau würden Kosten in Höhe von jährlich vier Milliarden Euro vermieden.

Laut der Studie halbieren sich nicht nur die flächenbezogenen Treibhausgasemissionen im ökologischen Pflanzenbau. Durch den Verzicht auf Mineraldüngerstickstoff und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel benötigt der Ökolandbau auch gerade einmal die Hälfte des Energieeinsatzes im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft. Dadurch ergeben sich geringere CO2-Emissionen und eine deutlich verminderte Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.

Hubert Heigl, Vorsitzender der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e.V. (LVÖ) sagt:

„Wer die Umwelt belastet, verursacht Kosten, die letztlich die gesamte Gesellschaft aufbringen muss. Wer die Umwelt entlastet, erspart der Gesellschaft diese Kosten. Mit den beeindruckenden Zahlen aus der neuen Studie der TU München wird deutlicher denn je: Der Umbau der Landwirtschaft hin zum ökologischen Landbau ist auch eine ökonomische Notwendigkeit.

Wir wissen aus dem Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft, dass die durch die Landwirtschaft verursachten Umweltschäden allein in Deutschland 90 Milliarden Euro betragen. Hier geht es um ein gewaltiges Marktversagen – denn diese Kosten sind in den Produkten nicht eingepreist. 

Der Ökolandbau steht hier mit seinen umfassenden Lösungsansätzen bereit. Wir brauchen das, was der Ökolandbau nachhaltig fördert: Artenvielfalt, fruchtbare Böden, sauberes Wasser, Klimaschutz. Und wir müssen vernünftig und umfassend rechnen: Die in der Studie der TUM aufgezeigten Kosteneinsparungen machen klar, dass sich jeder Euro auch monetär lohnt, den wir für die möglichst schnelle Erreichung des 30-Prozent-Ziels einsetzen.“

Die Studie zu „Umwelt- und Klimawirkungen des ökologischen Landbaus“ wurde an der TU München am Lehrstuhl für Ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme unter der Leitung von Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen erstellt. Die Studie basiert auf Untersuchungsergebnissen im deutschlandweiten Netzwerk von Pilotbetrieben und Ergebnissen aus Dauerfeldexperimenten. Untersucht wurden:

  • Stickstoffkreislauf

  • Stickstoffemissionen 

  • Energiebilanz

  • Energieeffizienz

  • Humusbilanz

  • Bodenkohlenstoffbindung

  • Treibhausgasbilanz

  • Klimawirkungen

Die Treibhausgas- und Stickstoffemissionen wurden mit mittleren Umweltkosten bewertet und so eine Kostendifferenz zum konventionellen Landbau berechnet.

Fazit der Studie:Je schneller die Umstellung auf ökologischen Landbau erfolgt und je größer die Öko-Anbaufläche ist, umso größer ist die Umweltentlastung und Kosteneinsparung für die Gesellschaft“.

Eine Kurzfassung der Studie findet Ihr hier zum Download.