Frühling

Am 16.3. konnten wir bei bestem Wetter endlich wieder einen Blick auf unseren Bienenstand in Schönbrunn werfen. Wie ihr vielleicht gelesen habt, hat die Einwinterung unserer Völker bereits einiges an Nerven gekostet. Als wir dieses Jahr zum ersten mal wieder einen Blick auf die Beuten geworfen haben war die Freude groß: An allen Fluglöchern reger Betrieb!

Bei der ersten Durchsicht im März dann aber doch die traurige Nachricht: Volk 4, das eigentlich den ganzen Sommer des letzten Jahres am stärksten war und keine Probleme hatte, hat seine Königin über den Winter verloren. Der Versuch, eine neue Regentin zu ziehen ist daran gescheitert, dass im Winter kein Hochzeitsflug gestartet werden kann. Eine neue Königin, die man sich tatsächlich zukaufen kann, würde jetzt nicht mehr akzeptiert werden. Deswegen musste dieses Volk aufgelöst werden. Dabei werden einige Meter vom Bienenstand entfernt alle Bienen auf den Boden gekehrt. Alle, die noch fliegen können, versuchen sofort in ihre Beute zurück zu kehren. Da sie diese nicht mehr finden, bleibt den Damen nichts anderes übrig, als bei den anderen Völkern um Einlass zu betteln.

Unsere Imkerin Franzi trägt zwei Teile der Bienenhäuser zum Bienenstand

Die letzten Tage in Schönbrunn

Leider hat mir dann das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht und wir mussten abwarten.

Am 9. April sind wir dann erst mal mit unseren Völkern in einer traumhaft schönen Vollmondnacht nach Spielberg umgezogen. Der Umzug musste nachts stattfinden, denn nur so können wir sicher sein, dass wir alle Arbeiterinnen dabei haben und sich unsere wertvollen Flugbienen nicht noch in den Apfelbäumen die Bäuche voll schlagen.

Nach dem Umzug um Mitternacht in Spielberg

Nach dem Umzug um Mitternacht in Spielberg

Als wir dann am neuen Bienenstand das herrscherlose Volk auflösen wollten kam der nächste Schreck: Die Königin von Volk 1 hat ebenfalls den Winter nicht überlebt, dafür fanden wir eine Eier legende Arbeiterin. Also mussten wir auch dieses Volk auflösen. Ein so hoher Verlust ist natürlich bitter, aber leider seit vielen Jahren Realität bei so ziemlich allen Imkern in Europa.

Das einzige Trostpflaster ist, dass die einzelnen Bienen nicht sterben, sondern sich in die anderen Völker einfügen und diese dadurch stärken.
Das verbleibende Volk war dagegen so stark, dass wir den Verlust zum Teil kompensieren konnten und nun wieder zwei Völker auf unserer Gärtnerei beherbergen können.

Unsere zwei Völker in der Spielberger Mittagssonne beim Hoffest

Unsere zwei Völker in der Spielberger Mittagssonne beim Hoffest

Unterstützung gab es an diesem Tag von einer interessierten Tierärztin, die sich über wesensgerechte Bienenhaltung informieren wollte . Im regulären Lehrplan der Veterinärmedizin werden zum Thema Bienen und Imkerei nur Honigqualität und Tierseuchen besprochen. Besonders biologische oder wesensgerechte Aspekte werden nicht thematisiert.

Von Milben, Säure und Winterfutter

Haben wir alles richtig gemacht?
Das ist die große Frage, die wir uns jeden Tag stellen, denn das Imkerjahr ist vorbei. Alle Aufgaben sind erledigt, ab jetzt kommt es auf alle Details an: Haben wir genug eingefüttert? Haben die Varroabehandlungen gewirkt? Sind die Völker stark genug?
Bis zur ersten Durchsicht im März können wir nur lauschen, wiegen und warten.

Über einen Docht verdunstet die Säure und sickert über mehrere Tage durch die Wabengassen

Aber eins nach dem andern. Die ersten Schwierigkeiten gab es schon bei der Ameisensäurebehandlung. Ich denke kaum ein Imker fühlt sich wohl bei dem Gedanken, seine Bienen mit Säure zu überschütten. Doch leider kommen wir daran alle nicht vorbei, weder die konventionellen, noch die Bio-Imker. Kein neuer Ansatz in der Bienenhaltung reicht bisher aus, um vollständig auf die Säurebehandlungen verzichten zu können, egal wie wesensgerecht und gesundheitsfördernd er ist.

Bevor man zu so einer unangenehmen Maßnahme greift, wie sein Bienenvolk mit Säurenebel zu fluten, versucht man erstmal den Milbenbefall abzuschätzen. Dafür haben wir mehrere Methoden ausprobiert und sind mit allen zu recht unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Die schonendste Variante ist es, die Milben zu zählen, die tot von den Bienen fallen.

Es ist gar nicht so leicht alle 1,5mm großen Milben zu finden und zu zählen

Versuchsweise haben wir die Puderzuckermethode ausprobiert, bei der 100g Bienen in Puderzucker gebadet werden. Vor Schreck lassen die Milben los und können mit dem Zucker ausgesiebt werden. Sieht irgendwie fies aus, schadet den Bienen aber nicht. Die Ergebnisse waren zu gut um wahr zu sein. Deswegen haben wir die zweite Behandlung mit Ameisensäure trotzdem noch durchgeführt, auch wenn der „rechnerische Milbenbefall“ 0 war- nur um sicher zu gehen.

Mit einem Schuss Honig schmeckt das Zuckerwasser gleich viel besser 🙂

Als Trostpflaster gab es gleich danach das erste Häppchen Futter, das berüchtigte Zuckerwasser, mit reichlich Honig gemischt. Wir finden sie haben es sich nach der harten Arbeit verdient, ihren eigenen Honig zu genießen- und auch davon zu profitieren. Es ist nämlich, wen wundert’s, nachweislich gesund für die Damen, auf ihrem eigenen Honig zu überwintern.
Anfang November gab es den ersten Frost in der Nacht. Das ist die Temperatur, ab der es unseren Herrscherinnen zu kalt zum Eier legen wird. 21 Tage später gibt es keine Brut mehr und die Bienen konzentrieren sich nur noch aufs Wärmen und Überleben. Jetzt kommt die Oxalsäure zur sogenannten Restentmilbung zum Einsatz. Wenn es keine Brut mehr gibt, können sich auch keine Milben in den Zellen verkriechen und sich vermehren. Das Ziel ist es möglichst alle Milben von den Bienen zu holen- und damit alle Restmilben, die die Ameisensäure überlebt haben. Wir verwenden dafür keine reine Oxalsäure, sondern ein Gemisch, in dem auch Propolis und ätherische Öle enthalten sind. Die Hoffnung ist, dass die Behandlung besser vertragen wird.
Bisher sieht alles gut aus. Wer lauscht kann zufriedenes Brummeln aus allen Völkern hören und sie haben erst knapp 1,5kg von ihren 15-16kg Winterfutter verbraucht. Zwischen Februar und März, wenn es endlich wieder warm genug ist, werfen wir zum ersten Mal im neuen Jahr einen Blick in die Völker und hoffen, dass alles gut gegangen ist.

Honigernte

Lange haben wir darauf gewartet die Früchte unserer harten Arbeit in den Händen zu halten. Oder… Der Arbeit unserer fleißigen Damen natürlich.
Egal, weg mit dem schlechten Gewissen, ran an die Honigschleuder. Ruck zuck waren die Völker Fleißbienchen und Neulinge abgeräumt. Honigraum runter, Bienen abgekehrt, schon ist man um 12kg Honig reicher. An dieser Stelle muss mal erwähnt werden, dass der Honig deutlich kampfloser aufgegeben wird, als ich vermutet hatte. Eigentlich wollte ich mir schon eine Bienenflucht kaufen, um ihnen das gefühlt rabiate Abkehren zu ersparen. Aber die Aufregung hielt sich erstaunlich in Grenzen.

Volle Honigwaben

Das Schwächlingsvolk, das sich blendend entwickelt hat, ignoriert den Honigraum nach wie vor. Deswegen runter damit – Experiment gescheitert. Jetzt sitzt der Fütterer mit den zerschnittenen Waben direkt auf dem Brutraum auf, vielleicht ist ihnen der Weg jetzt nicht mehr zu weit, um sich den Honig zu holen. Ich bin wirklich guten Mutes, dass sie eine Größe erreichen die sie gesund durch den Winter kommen lässt.

Zurück zur Honigernte:

Im Imkerkurs habe ich gelernt: Deckelwachs mit der Entdeckelungsgabel entfernen, schleudern, fertig. Und dann stehen wir Spezialisten da und wissen nicht wie man den Wabenaufsteller (das ist sicherlich nicht der Fachbegriff dafür…) zusammenbaut. Naja, einige unprofessionelle Minuten später wurde das erste Deckelwachs abgekratzt und im Schneckentempo die ersten vier Waben schleuderfertig gemacht.

Entdeckeln

Und schon steht man vor dem nächsten Problem, vor dem man nicht gewarnt wurde: da die Schleuder nicht am Boden befestigt werden kann, bekommt das Ding ordentlich Unwucht. Also zu zweit die Schleuder umklammert und einer dreht. Da kommt schon ein süßlich, nach Honig duftender Wind aus der Schleuder. Schlaraffenland-Feeling.

Blick in die Schleuder

Dann der Moment des Tages:
Dafür haben sich alle Stiche und die nach Lagerfeuer stinkenden Haare gelohnt. Wie vor dem Fernseher sitzen wir da und sehen dem Rinnsal flüssigen Goldes gebannt zu.

Honig!

Vielleicht hat auch der eine oder andere seine Finger rein gehalten, bis ihm schlecht wurde. Das ganze Honigernten ist so wie so eine Mantscherei vom anderen Stern. Unsere Bienchen bekommen ihren Honig übrigens (fast) komplett wieder zurück und dürfen ihren Wintervorrat am Ende doch selbst mampfen 🙂 So reduzieren wir sie räumlich wieder auf eine Kiste, die sie im Winter über 15°C halten müssen und helfen ihnen damit die kalte Jahreszeit zu überstehen.

Zum Reinigen von großen und sperrigen Gegenständen eignet sich übrigens eine Dusche ganz hervorragend. Glücklicherweise gibt es in Schönbrunn eine, die wir natürlich sofort für unsere Zwecke missbraucht haben 😉
Was wir vergessen haben: 500g Minifütterung nach der Honigernte um den abrupten Vorratsausfall auszugleichen. Ich hoffe sie haben es uns nicht allzu übel genommen und wir bezahlen nur mit verringertem Wabenbau.

Durchsicht und Wabenhygiene

Am 2.7. hat Robert von der AG Imkerei eine Durchsicht bei unseren drei Völkern durchgeführt. Das Wetter war traumhaft und es hat sich ein harter Kern von fünf GenossInnen zum Mitgärtnern versammelt.

Robert bei der Durchsicht

Wir haben lange überlegt, welche Maßnahme zum Aufpäppeln unseres Sorgenkinds wohl die Beste  ist, habe ich einem bekannten demeter Imker die Situation geschildert. Die Ausgangssituation im Brutraum war besser als beim letzten mal: das Volk ist mittlerweile stark genug um der neuen Königin etwas Platz zum stiften frei zu machen. Der Honigraum war wegen des miserablen Wetters diesen Frühsommer und der geringen Anzahl Bienen nach wie vor fast leer. Macht aber nichts! Hauptsachen sie werden noch stark genug um heil durch den Winter zu kommen.
Kurze Rückblende: Am 18.6. hatten wir versucht die Damen dazu zu bringen den Brutraum freizuräumen. Diesen hatten sie in der Zeit ohne Königin mit reichlich Honig vollgestopft. Die neue Königin braucht hier aber Platz zum stiften (so nennt man das Eier legen).

Wir haben einen Honigraum aufgesetzt, damit die Stockbienen den Honig nach oben bringen können um im Brutraum Platz zu schaffen.

Wir hatten erst Sorge, dass dafür schon zu wenige Arbeiterinnen im Volk sind, sie haben sich aber doch schon ganz gut erholt gehabt.

Also haben wir die Gelegenheit für ein bisschen Wabenhygiene genutzt und zwei richtig alte Schinken rausgeworfen. Bei jeder neuen Biene, die in einer Wabenzelle entsteht, bleibt nach dem Verpuppungsprozess ein feines Häutchen zurück und lagert sich an die Wand der Zelle. Das führt dazu, dass sie immer dunkler werden, bis sie ganz schwarz sind und von den Bienen teilweise wieder abgetragen werden. In dem Wachs hat sich dann alles mögliche an Umweltgiften gesammelt, die die Bienen nicht selbstständig entsorgen könne. Deswegen ist es wichtig, dass wir als Imker ihnen da ein bisschen unter die Arme greifen. Natürlich haben solche Wabenzellen einen immer kleineren Durchmesser, aus denen dann tatsächlich auch kleinere Bienen schlüpfen. Den dunklen Teil haben wir einfach abgeschnitten und zermatscht, um den Bienen den eingelagerten Honig zurück zu geben. In der Futterzarge serviert, ziehen sie sich den Honig aus dem Brei und lassen das verschmutze Wachs zurück. Vielleicht können wir sie so überreden noch mal ein bisschen neu zu bauen. Das wäre gerade zu dieser Jahreszeit sehr günstig, da sie jetzt fast keine Drohnenzellen mehr anlegen. Drohnen werden nur im Frühjahr zur Vermehrungszeit gebraucht.

links oben die etwas größeren Drohnenzellen; rechts unter den Bienen sieht man verdeckelte Arbeiterinnenbrut und wenn man genau hinschaut links daneben in den Waben Babybienen im Rundmadenstadium. Umso öfter die Zellen bebrütet wurden, desto dunkler werden sie

Im Hause Fleißbienchen und Neulinge ist übrigens alles in bester Ordnung. Es wird fleißig gesammelt und am 16.7. wird unser erster eigener Honig geerntet 🙂

Lindenstraße

Seit ein paar Tagen ist für den gemeinen Imker eine neue Saison angebrochen: die Lindenblüte!

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Sie blühen!

Wer sich mal in München genauer umgeschaut hat dürfte festgestellt haben, dass gefühlt jeder zweite Baum eine Linde ist. (Laut unserem Baumexperten der AG Imkerei sind Linden übrigens nicht sonderlich robust und somit als Bepflanzung für Grünstreifen ungeeignet 😀 Ein Glück für unsere Mädels, dass man vor ein paar Jahrzehnten noch nicht so sehr darauf geachtet hat.)
Die Linden hatten ihre Blüten schon vor mehreren Wochen gebildet, sie wollten und wollten aber nicht aufgehen.

Die Linde am Brotzeitplatz

Die Linde am Brotzeitplatz

Jetzt ist es so weit, fast alle sind aufgeblüht. Und wenn man mal ein paar Minuten vor so einem Baum verbringt kann man hunderte Arbeiterinnen bei der Arbeit beobachten.

Eine schöne große Linde habe ich in unserer Gärtnerei Schönbrunn direkt hinter unserem Brotzeitplatz entdeckt und mich gleich gefreut, dass die Trachtlücke jetzt endlich vorbei ist.

 

Kurzer Arbeitsweg

Kurzer Arbeitsweg

Beim Bienenstand ist mir dann aufgefallen, dass unsere Flugbienen, kaum aus dem Flugloch raus, sofort nach oben ziehen und eine 180° Wendung hinlegen. Jetzt weiß ich auch wieso: Der riesige Baum, den ihr rechts oben im Hintergrund seht, ist ebenfalls eine gigantische Linde in voller Blüte. Da können sich unsere Mädels ordentlich den Bauch vollschlagen 😉

Vorsichtshalber habe ich also gestern die Deckel unserer Beuten ein paar Zentimeter zur Seite geschoben um die Honigräume aufzufüllen und dabei prompt den sechsten Stich des Jahres kassiert. Verdient, muss man sagen.

Im Reich der drei Königinnen

Wie ihr vielleicht wisst, haben wir in Schönbrunn zur Vervollständigung unseres Ökosystems auch unsere eigenen Kartoffelkombinats-Bienen. Bienen sind unersetzliche Bestäuber für viele heimische Pflanzen. Keine Bienen – keine Äpfel. Dank des massiven Eingriffs durch den Menschen in die Umwelt sind sie allerdings stark gefährdet. Völkerverluste von 30-50% sind keine Seltenheit mehr, auch bei Berufsimkern. Klimawandel, Monokulturen und Pestizide machen unseren fleißigen Mädels das Leben schwer. Mit dem Einschleppen der sogenannten Varroamilbe haben wir ihnen dann den Rest gegeben.

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Frauenpower bei der Arbeit

Ein Ansatz zum Schutz der Bienen ist die wesensgerechte Imkerei, die besonders die natürlichen Bedürfnisse und Triebe des Wesens Bien respektiert. (Ja, das heißt wirklich Bien. So nennt der Imker ein Bienenvolk, wenn man es als Gesamtorganismus betrachtet und nicht als einzelne Tiere)

Seit Anfang diesen Jahres hab ich die Pflege unserer Völker übernommen und langsam formiert sich eine neue AG Imkerei.

Aber zuerst stelle ich euch mal unsere drei Völker vor:

So siehts aktuell aus am Kartoffelkombinats Bienenstand.

Ganz rechts seht ihr „die Neulinge“, in der Mitte „das Sorgenkind“ und ganz links unser starkes Wirtschaftsvolk „die Fleißbienchen“. (Die zwei Völker im Hintergrund gehören unserer Gärtnerin Veronika)

Das Sorgenkind und die Fleißbienchen habe ich im März aus einem viel zu warmen Winter übernommen, die Neulinge sind erst seit 12.5. in der Kartoffelkombinatsfamilie. Ich habe sie von einem befreundeten Imker als riesigen 2,5kg Schwarm (oh ja, 2,5kg nackte Bienen in einer Kiste!) bekommen und erfolgreich einlogiert.

Das bin ich mit 25000 BIENEN

Das Sorgenkind wollte sich dieses Jahr nicht vom Schwärmen abhalten lassen und ist seitdem sehr geschwächt. Wir versuchen sie wieder so weit aufzupäppeln, dass wir sie durch den Winter bringen.

Die Fleißbienchen haben das Thema Schwärmen dieses Jahr einfach übergangen und tragen seit Mai in voller Stärke Honig ein.
Am 18.6. hat die AG Imkerei zuletzt eine große Durchsicht vorgenommen. Bilder und Bericht in Kürze 😉