Von Milben, Säure und Winterfutter

Haben wir alles richtig gemacht?
Das ist die große Frage, die wir uns jeden Tag stellen, denn das Imkerjahr ist vorbei. Alle Aufgaben sind erledigt, ab jetzt kommt es auf alle Details an: Haben wir genug eingefüttert? Haben die Varroabehandlungen gewirkt? Sind die Völker stark genug?
Bis zur ersten Durchsicht im März können wir nur lauschen, wiegen und warten.

Über einen Docht verdunstet die Säure und sickert über mehrere Tage durch die Wabengassen

Aber eins nach dem andern. Die ersten Schwierigkeiten gab es schon bei der Ameisensäurebehandlung. Ich denke kaum ein Imker fühlt sich wohl bei dem Gedanken, seine Bienen mit Säure zu überschütten. Doch leider kommen wir daran alle nicht vorbei, weder die konventionellen, noch die Bio-Imker. Kein neuer Ansatz in der Bienenhaltung reicht bisher aus, um vollständig auf die Säurebehandlungen verzichten zu können, egal wie wesensgerecht und gesundheitsfördernd er ist.

Bevor man zu so einer unangenehmen Maßnahme greift, wie sein Bienenvolk mit Säurenebel zu fluten, versucht man erstmal den Milbenbefall abzuschätzen. Dafür haben wir mehrere Methoden ausprobiert und sind mit allen zu recht unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Die schonendste Variante ist es, die Milben zu zählen, die tot von den Bienen fallen.

Es ist gar nicht so leicht alle 1,5mm großen Milben zu finden und zu zählen

Versuchsweise haben wir die Puderzuckermethode ausprobiert, bei der 100g Bienen in Puderzucker gebadet werden. Vor Schreck lassen die Milben los und können mit dem Zucker ausgesiebt werden. Sieht irgendwie fies aus, schadet den Bienen aber nicht. Die Ergebnisse waren zu gut um wahr zu sein. Deswegen haben wir die zweite Behandlung mit Ameisensäure trotzdem noch durchgeführt, auch wenn der „rechnerische Milbenbefall“ 0 war- nur um sicher zu gehen.

Mit einem Schuss Honig schmeckt das Zuckerwasser gleich viel besser 🙂

Als Trostpflaster gab es gleich danach das erste Häppchen Futter, das berüchtigte Zuckerwasser, mit reichlich Honig gemischt. Wir finden sie haben es sich nach der harten Arbeit verdient, ihren eigenen Honig zu genießen- und auch davon zu profitieren. Es ist nämlich, wen wundert’s, nachweislich gesund für die Damen, auf ihrem eigenen Honig zu überwintern.
Anfang November gab es den ersten Frost in der Nacht. Das ist die Temperatur, ab der es unseren Herrscherinnen zu kalt zum Eier legen wird. 21 Tage später gibt es keine Brut mehr und die Bienen konzentrieren sich nur noch aufs Wärmen und Überleben. Jetzt kommt die Oxalsäure zur sogenannten Restentmilbung zum Einsatz. Wenn es keine Brut mehr gibt, können sich auch keine Milben in den Zellen verkriechen und sich vermehren. Das Ziel ist es möglichst alle Milben von den Bienen zu holen- und damit alle Restmilben, die die Ameisensäure überlebt haben. Wir verwenden dafür keine reine Oxalsäure, sondern ein Gemisch, in dem auch Propolis und ätherische Öle enthalten sind. Die Hoffnung ist, dass die Behandlung besser vertragen wird.
Bisher sieht alles gut aus. Wer lauscht kann zufriedenes Brummeln aus allen Völkern hören und sie haben erst knapp 1,5kg von ihren 15-16kg Winterfutter verbraucht. Zwischen Februar und März, wenn es endlich wieder warm genug ist, werfen wir zum ersten Mal im neuen Jahr einen Blick in die Völker und hoffen, dass alles gut gegangen ist.